
Freddie Di Tommaso (Cassio) und Chor. Alle Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
WIEN / Staatsoper: OTELLO von Giuseppe Verdi
12. Aufführung dieser Inszenierung am
3. Oktober 2021
Über diese Inszenierung ist an dieser Stelle schon viel geschrieben worden, sie ist zumindest Repertoire tauglich. Somit kann man das Werk öfter auf den Spielplan setzen, da die Aufbauarbeiten nicht zu kompliziert sind und die Darsteller nicht zu lange Probezeiten brauchen und auch eigene Darstellungsideen einbringen können.
Im Vergleich zur Premiere-Serie wird bei der jetzigen Aufführungserie eine hervorragende Sängerbesetzung geboten. Als Otello steht dem Haus zur Zeit Gregory Kunde zur Verfügung, ein Otello, der heute nicht zu überbieten ist. Sehr intensiv in der Darstellung, steht ihm heute eine strahlende Heldentenor-Stimme zur Verfügung, die keine Ermüdungserscheinungen kennt. Er bleibt auch bei Bertrand deBilly als Dirigent, der sehr auf extreme Lautstärke setzt, immer bestens hörbar. Gerne würde man diesen Sänger öfter an der Wiener Oper hören .Die Ovationen des Publikums bestätigen dies.
Ludovic Tézier singt einen fulminanten Jago,bleibt auch in seiner Darstellung interessant und kanndie Schönheit seiner Baritonstimme auch im dramatischen Fach zur Schau stellen.

Gregory Kunde (Otello) und Rachel Willis-Sörensen (Desdemona).
Ein weiterer Publikumsliebling dieses Abends ist Rachel Willis-Sörensen als Desdemona. Endlich wird diese Rolle wieder von einer echten jugendlich-dramatischen Stimme gesungen, die sowohl im Forte als auch im Piano reüssieren kann.Außerdem spielt sie eine sehr starke Desdemona und macht somit die Figur auch in der heutigen Zeit glaubhaft. Ihre große Szene wird kein reiner Schöngesang, sondern vermittelt die Todesangst dieser gedemütigten Frau.
Die kleineren Rollen waren wieder optimal besetzt und Freddie di Tommaso als Cassio fiel wieder durch seine schöne frische Tenorstimme auf. Emilia war verlässlich wie immer Monika Bohinec.
Der Dirigent Bertrand de Billy ist wieder an die Staatsoper zurückgekehrt, was sicher ein Gewinn ist. Besonders in den extrem dramatischen und oft recht disharmonischen Stellen der Partitur setzt er starke Akzente. Der Abend steht ganz im Zeichen dieser beklemmenden Stimmung, ganz so, wie das Verdi auch wollte.
Auch dank des Staatsopernorchesters und des herrlichen Chores wurde es ein großer, von Publikum begeistert gefeierter Abend.
Karlheinz Schöberl