WIEN/ Staatsoper: OTELLO am 8.9.2025 Otello im Repertoire

Nach dem Open-Air-Konzert im Burggarten ist die Staatsoper wieder in ihre angestammten Räumlichkeiten zurückgekehrt – und der Starglanz des Vortages hat sich innerhalb von 24 Stunden ziemlich verflüchtigt.
Die aktuelle „Otello“-Serie präsentiert dem Wiener Publikum einen neuen Otello und eine neue Desdemona. Dazu gesellte sich Ludovic Tézier als mehr „süffisanter“ denn abgrundtief „böser“ Jago, was den nihilistischen Zuschnitt der Figur nach meinem Eindruck zu stark verwässerte. Aber er hat den Jago inzwischen schon mehrmals in Wien gesungen und sein Rollenbild war keine Überraschung. Téziers Bariton, der auch seinen Platz im gestrigen Staraufgebot gefunden hätte, klang an diesem Abend allerdings etwas „trocken“ und nicht so geschmeidig wie mir erinnerlich – und vielleicht ist er nach längerer kankheitsbedingter Auftrittspause noch dabei, zu seiner Bestform zurückzufinden.
Der armenische Tenor Arsen Soghomonyan gab sein Staatsopern-Debüt in der Titelpartie. Im Jänner im Haus am Ring als Turridu eingesprungen, ein dreiviertel Jahr später Otello: So macht man Karriere. Soghomonyan entpuppte sich allerdings als zu hausbackener Anwalt von Verdis Shakespeare Vertonung – noch dazu mit einem recht einfarbig timbrierten Organ bestückt, das zwar über ein gute Höhe verfügte, die aber kaum zum Leuchten kam. Die glanzlose Mittellage tönte wenig aufmerksamkeitsheischend, die schauspielerischen Qualitäten waren begrenzt. Sein etwas einstudiert wirkendes Pathos füllte sich nicht mit einer menschlichen Wärme auf, die einen als Zuschauer besonders berührt hätte. Das Resultat war einigermaßen respektabel, aber wenig fesselnd.
http://www.operinwien.at/werkverz/verdi/aothello14.htm
Dominik Troger/ www.opeinwien.at

