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WIEN/ Staatsoper: OTELLO – durch die Besetzung der männlichen Hauptpartien eine überzeugende Vorstellung.

Mit Jonas Kaufmann als intelligentem darstellerischen und stimmlichen Zentralgestirn.

WIEN/ Staatsoper: OTELLO am 25.Oktober 2023

Ein musikalisch gewaltiger Sturm vor Zypern. Aber trocken: keine Gischten. Die die Ankunft des Schiffes mit Bange Erwartenden tragen keine Schirme. (Soetwas gibt es.) Otello erscheint bei Adrian Noble (Regie) und Dick Bird (Bühnenbild und Kostüme) trockenen Fußes in winterweißem Gewande; mit wehendem Mantel. Überhaupt, die Kostüme: ein Kuddelmuddel aus unterschiedlichsten Epochen. Vorgeblich 1910; — denn damals stand Zypern unter venezianischer Herrschaft. Zumindest in McVicars Geschichtsbuch. (Eine seltene Ausgabe.) Und weil es ziemlich kühl ist im Mittelmeer (und immerzu dunkel), trägt der Chor schwarz.

II.
Intermezzo: Otello ist in dieser Produktion nicht dunkel geschminkt; unkenntlich als Araber oder Muselmann. Erstens: Das liefe dem selbst beschworenen Zeitgeist zuwider. Zweitens: der ach so fortschrittlichen Fraktion von Kultur-Feuilletonist*Innenden, welchen auch beim besten Willen keine fundierte kritische Arbeit nachzuweisen ist. Drittens: Es wäre unwoke. (Das kann ich nicht ab, spricht der Norddeutsche.) Jenes armselige Häuflein der Gutmensch*Innenden läßt sich auch nicht durch die Tatsache von seiner irrigen Ansicht abbringen, daß Theaterspiel und Oper Verstellung und Kostümierung bedeuten. Die Forderung nach der Geste ersetzt die Tat. Oder, um George Bernhard Shaw zu paraphrasieren: Der Unterschied zwischen Menschen verschiedener Hautfarben und Religionen ist nicht ihr Aussehen oder ihr Glauben, sondern wie man sie behandelt. — Kurzum, Iagos Worte Benchè finga d’amarlo, odio quel Moro. laufen auch an diesem Abend ins Leere…

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Jonas Kaufmann, Rachel Willis Sorensen.Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 

http://dermerker.com/index.cfm?objectid=9FAE5A95-FF63-127A-498F6B98C23E0E7C

 

Thomas Prochazka/ www. dermerker.com

 

 

 

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