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WIEN/ Staatsoper: OTELLO

04.02.2020 | Oper


Krassimira Stoyanova. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIENER STAATSOPER: 03.02.2020  „OTELLO“

Nach den grausamen Berichten über den missglückten „Fidelio“ geht man wohl mit leichtem Unbehagen in die Oper. Zu Unrecht, denn Verdis Meisterwerk war in guten Händen. In der unskandlösen Inszenierung von Adrian Noble, mit passabler Ausstattung – Bühne und Kostüme wirken recht brauchbar – hat man schon einmal die halbe Miete, mehr als in sehr vielen aktuellen Produktionen. Auch der musikalische Teil ist überwiegend positiv zu sehen.

Mit Krassimira Stoyanova stand eine der besten Desdemonas der Gegenwart auf der Bühne. Mit wieviel Gefühl, Ausdrucksstärke, perfekter Intonation sie ihre wunderbar lyrische Stimme nach Jahrzehnten immer noch präsentiert, ist einfach phänomenal. Das Lied von der Weide war ein Höhepunkt des Abends. Carlos Alvarez sang den Jago anfangs etwas zu gemütlich, man meinte, einen ausgezeichneten Falstaff zu sehen. Aber dann ließ er doch die außergewöhnliche Bösartigkeit spüren, die diese Rolle nun einmal braucht. Ein beeindruckender Gegensatz zu seinem herrlich lyrischen Bariton. Jinxu Xiahou war ein hervorragender Cassio, Leonardo Navarro konnte als Rodrigo gefallen. Ryan Speedo Green sang den Lodovico mit gewohnt rauem Bass, das hat auch bei ihm schon besser geklungen.

Und der Titelheld, Stephen Gould? Mit Spannung erwartete man einen Wagner-Helden in der dramatischen Partie des naiven eifersüchtigen Feldherrn. Das Problem begann bereits mit dem „Esultate“, bei dem seine Stimme einfach wegkippte. Das kann passieren, wenn es auch ein geradezu fataler Einstieg ist. Aber auch nachher war jede Phrase von Wagner-Technik geprägt, aber Kraft allein reicht da nicht aus. Lautstärke und gepresste Höhen waren den Abend über zu hören, da fehlte es reichlich an Differenzierung in der Gestaltung der Rolle. Offenbar gelingt es nach wie vor kaum einem Sänger, das deutsche und das italienische dramatische Fach gleichermaßen erfolgreich auszufüllen.

Der hierzulande noch nicht sehr bekannte Dirigent Jonathan Darlington schlug sich wacker durch die Partitur. Sein Dirigat war recht kompetent, nur selten entglitten ihm die Klangmassen, zumeist agierte das gut disponierte Orchester recht partnerschaftlich gegenüber den Sängern.      

Johannes Marksteiner

 

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