Wiener Staatsoper
„OH,WELCHE LUST“: DIE KONZERTVEREINIGUNG WIENER STAATSOPERNCHOR FEIERT IHREN 90er (19.11.2017)
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Sie sind sozusagen die Sonntags-Version des Staatsopernchores, ähnlich verwoben mit dem Staatsopern-Orchester wie die Wiener Philharmoniker. Zuerst muss man den Haupt-Job im Haus am Ring bekommen, dann locken bei der 90jährigen „Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor“ erst die Mitwirkung bei den Salzburger Festspielen, Platten-Einspielungen und Konzerte unter den berühmtesten Dirigenten. Und wenn man dann die Überreichung der Clemens Krauss-Medaille an Kammersängerin Anna Netrebko ankündigt (und einen kurzen Solo-Auftritt sozusagen als „Dankeschön“ in Aussicht stellt) und die Mitwirkung von Piotr Beczala verspricht, ist auch eine Sonntags-Matinee überlaufen.
Immerhin gab es auch ein Orchester – und zwar das Bühnen-Orchester der Wiener Staatsoper unter der Leitung des aktuellen Chor-Direktors Thomas Lang. Ja und da gab es auch einen idealen Moderator: Christoph Wagner-Trenkwitz hat ein echtes Naheverhältnis zum Staatsopernchor – sowohl seine Mutter wie die Schwester waren Mitglieder im Staatsopern-Chor. Als Programm wurden die „Highlights“ aus dem Repertoire-Betrieb ausgewählt, bei denen die rund 100 Damen und Herren ihr wahres Können unter Beweis stellen können. Etwa mit dem „Wach auf“-Chor aus dem 3.Akt von Richard Wagner’s „Die Meistersinger von Nürnberg“ oder mit Giuseppe Verdi’s Triumph-Akt aus „Aida“ bzw. dem Zigeuner-Chor von „Il Trovatore“. Die Überreichung der Clemens Krauss-Medaille provozierte dann die Erinnerung an eine Sternstunde der Opern-Geschichte: in Salzburg bei der legendären Traviata-Produktion von 2005 waren sowohl Anna Netrebko wie die Konzertvereinigung maßgeblich am Erfolg beteiligt. Diesmal stand als Alfredo der Pole Piotr Beczala zur Verfügung, mit dem die Netrebko noch am Samstag-Abend in „Adriana Lecouvreur“ auf der Bühne gestanden war. Und das „Brindisi“ fiel um nichts weniger aufregend aus als die legendäre Produktion in Salzburg. Wie ging es bei der Jubiläums-Matinee nach dem Auftritt von Anna Netrebko weiter? Mit „Ohrwürmern“ selbstverständlich. Ludwig van Beethovens „Fidelio“ und sein sprichwörtlicher Gefangenen-Chor markierte wohl den Nostalgie-Höhepunkt: „Oh welche Lust“ war einmal mehr wörtlich zu nehmen– als Solisten agierten übrigens exzellent Oleg Zalytskiy und Johannes Gisser. Weiter ging‘s dann mit dem Chor der Zigarettenarbeiterinnen aus Bizet’s „Carmen“; dann durfte sich auch das Bühnen-Orchester profilieren und zwar mit dem Zwischenspiel aus „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni.
Nach sehr ehrlich gemeinten „Lobreden“ des amtierenden Staatsopern-Direktors Dominique Meyer und der Langzeit-Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler ging’s zum Konzert-Repertoire: Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Verdi’s „Missa da Requiem“ – das Sanctus – waren die gewählten Beispiele, ehe es zu Richard Wagner’s „Lohengrin“ – Brautchor“ – und dem Faust-Walzer von Charles Gounod zum Ende kam. Aber nein: Piotr Beczala wollte auch alleine auftreten und traf den Charakter dieser Matinee mit rundweg glücklichen Gesichtern perfekt „Freunde das Leben ist lebenswert“- ein Schlager von Franz Lehar für Giuditta. Man könnte vereinfach: jedes Opernhaus ist so gut wie Chor, Orchester und die Solisten. Zumindest bei Punkt eins und zwei kann Wien mit allen Konkurrenten mithalten. Der Staatsopern-Chor – ob mit Konzertvereinigung oder nicht – ist eine der beiden Säulen, auf die fast immer Verlass ist.
Allein schon dafür gilt der Dank des Publikums!
Peter Dusek