Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: NUREJEW-GALA – Balletthierarchie und der Spaßfaktor

27.06.2016 | Ballett/Performance

WIENER STAATSBALLETT: 26.6.2016:  Nurejew-Gala 2016

BALLETTHIERARCHIE UND DER SPASSFAKTOR

NurejewGala_LeCorsaire_Kimoto-Avraam
„Le Corsaire“: Masayu Kimoto und Ioanna Avraam. Copyright: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Ein Galaabend ist auf die Präsentation von Stars ausgerichtet. Und in der alljährlich die Saison abschließenden Nurejew-Gala dürfen sich die Solisten des Wiener Staatsballetts wie einige Gasttänzer in interessanten Partien präsentieren. Rund um sie als Stichwortebringer: Der Rest des Ensembles. Auch heuer ist wieder ein recht üppiges dreiteiliges Programm serviert worden. Alles ist zu genießen gewesen, hat Niveau gehabt. Und anschließend an den langen Abend wurden in der Balletthierarchie des Hauses neue Solisten emporgehievt. Doch wer wird in der qualitätsvollen Wiener Kompanie als ein wirklich echter Tanzstar geführt?

Zu den elf Programmpunkten der Tanzshow, die unter Leitung von Dirigent Valery Ovsianikov mit Auszügen aus dem klassischen Schaustück (oder Ballettschinken?) „Le Corsaire“, der erfolgreichen großen Premiere der zu Ende gehenden Saison, eingeleitet, beendet und auch gefeiert wurde. Den meisten Spassfaktor des Abends dürften dem Publikum zwei nun doch schon ältere Piecen der zwei bedeutensten US-Choreographen bereitet haben. Historische Größen bereits, die ihre Choreographien ganz auf die Musik aufbauend gestaltet haben: Georg Balanchines „Tarantella“ (1964), quirlig von Nikisha Fogo und Davide Dato hingezaubert, und Jerome Robbins „The Four Seasons“ (1979) zu Ballettmusik von Verdi, mit Verve vom ganzen Ensemble interpretiert. Und auch Sir Frederick Ashtons humorvolle britische Version von „La Fille mal gardée“ aus dem Jahr 1960 lässt die Tänzer im großen Pas de deux und dem Holzschuhtanz mit der Musik so richtig mitschwingen

Gäste aus John Neumeiers Hamburger Ballett und ‚Étoiles‘ der Pariser Oper verstanden zu gefallen, ohne aber mit Starglanz zu verblüffen – sie alle konnten jedoch bloß nur in Ausschnitte aus den diverse Stücken ihre Qualitäten zeigen. Auch die gebotenen neueren Piecen von Philippe Kratz, Edwaar Liang, Daniel Proietto wurden fein interpretiert, blieben in ihrer Manier jedoch aussagemäßig eher unverbindlich. Ballettchef Manuel Legris tanzte mit seiner früheren Pariser Partnerin Isabelle Guérin eine Sequenz aus Angelin Preljocaj „Le Parc“ (1994), und dieses Duo wirkte als das inhaltlich überzeugendste unter den kurzen Piecen.  

Nun aber zu den mit viel, viel Schweiß erarbeiteten Avancements von Halbsolisten zu frisch gebackenen SolotänzerInnen des Wiener Staatsballetts: Nikisha Fogo (kommt aus Stockholm), Nina Tonoli (aus Gent) und die Wienerin Natascha Mair. Zum

Solotänzer wurde der bisherige Corps de ballet-Tänzer Jakob Feyferlik, wie Mair heimischer Eigenbau, ernannt.Und dazu noch die fünf neue HalbsolistInnen: Laura Nistor, Leonardo BasílioFrancesco Costa, James Stephens und Géraud Wielick.

Meinhard Rüdenauer

 

Diese Seite drucken