22.2.25 „Norma“, Premiere, Staatsoper. „Norma gegen Norma: ein Unentschieden“
Juan Diego Florez (Pollione): Foto; Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
„Norma“-Premiere im Theater an der Wien, „Norma“-Premiere an der Wiener Staatsoper: Die erste Frage bei diesem „Duell“ wird die nach dem Gewinner sein – aber es gibt keinen Gewinner. Jede Produktion hat ihre Stärken und Schwächen. Fast würde es einen danach gelüsten, ein „Mischfassung“ aus beiden Produktionen zu erstellen.
Nach der dramatisch zugespitzten „Dezibelattacke“ auf die Zuschauerohren im Theater an der Wien kommen an der Staatsoper die Genießer zu ihrem Recht. Das Orchester unter Michele Mariotti verbreitete angenehmen Wohlklang, ein Kammerkonzert, ein mediterranes Meereswogen, dessen Wellen sanft in scheinbar endloser romantischer Melodie dahinschaukeln, ehe sie sich wieder leidenschaftlicher kräuseln, von Celli, von Kontrabässen kurz aufgewühlt. Die Holzbläser setzen dann die Lichtspritzer in die feine Gischt von Bellinis Emotionen. Nur wenn es „hart auf hart“ geht, wenn etwa der Krieg droht, dann braust es lauter, dann bäumte sich dieses Meer kurz auf zum unvermeidlichen Sturm.
Schon im Pausenfoyer gab es zu dieser mit seidigem Wohlklang durchgestalteten Bellini-Exegese zwei Meinungen: die einen erfreuten sich an der dezenten, geschmackvollen Klangsprache, anderen war es viel zu wenig „dramatisch“, um nicht zu schreiben: „zu langweilig“. Zugegeben – Mariottis Tempowahl war „getragen“, wobei auch die Rücksichtnahme auf die etwas „unterbesetzt“ wirkenden Titelpartien eine Rolle gespielt haben könnte.
Denn so sehr man Juan Diego Flórez und seinen anschmiegsamen Tenor zu schätzen weiß, den nach jungen Novizinnen lüsternen römischen Prokonsul hat man ihm schwerlich abkaufen können. Flórez besitzt eine zu positive Ausstrahlung, sein Tenor ist zu leicht und zu charmant für diesen mit Machtfülle und anzweifelbarer Virilität gesegneten Charakter…
Federica Lombardi. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
http://www.operinwien.at/werkverz/bellini/anorma5.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at