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WIEN/ Staatsoper: „MEDEA“ – Unwahrscheinlich, wie heutig der Text von Franz Grillparzer ist!

12.04.2017 | Oper

WIEN/ Staatsoper: „MEDEA“ am 11.4.2017 – Unwahrscheinlich,  wie heutig der Text von Franz Grillparzer ist!

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Adrian Eröd, Claudia Barainsky. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Seit der Wiener Uraufführung war das erst die zehnte Wiedergabe dieses Auftragswerks an der Staatsoper.

Claudia Barainsky ist eine hervorragende Singschauspielerin mit sehr schöner, nie schriller Tongebung, ein eher lyrischer Sopran mit extremen Höhen und einer musikalisch großer Gestaltungskraft. Sie ist auch bemüht, in den nahezu unsingbaren Höhenlagen den Text dennoch verständlich zu gestalten. Ihre Medea wird auch schauspielerisch packend umgesetzt. Die zweite Frau aus Kolchis, Gora, Medeas Vertraute ist eine starke Charakterpartie, die Monika Bohinec sehr effektvoll darstellt und auch ihr stimmlichen Vorzüge, wie extrem breite Tiefe und dennoch starke Höhe voll auskosten kann.

Sehr stark als Jason ist wieder Adrian Eröd. Auch er ist überaus wortdeutlich, was bei manchen Passagen seiner Rolle nicht so einfach ist. Das Eröd ein ausgezeichneter Schauspieler ist hat er schon oft unter Beweis gestellt, so auch in dieser Aufführung.

Der berechnende, habgierige und falsche Kreon, König von Korinth, der die Verzweiflung der beiden Flüchtlinge auf das Schäbigste ausnützt, wird von Norbert Ernst in toller Maske perfekt gesungen und gespielt.

Seine einfältig nette Tochter Kreusa ist Stephanie Houtzeel mit angenehm schönen Mezzo. Auch sie ist mit vielen tongeberischen Effekten von der Komposition sehr gefordert und dennoch um Verständlich sehr bemüht. So ein schreckliches Ende hätte sie nicht verdient!

Eine große Entdeckung ist der Countertenor Daichi Fujiki als der Herold, der den Bann über die Kolcher spricht. Er tut es mit halsbrecherischen Koloraturen.

Michael Boder musizierte das durchaus melodische Werk in angenehmer Lautstärke und betonte dennoch die Dramatik der Handlung. Sehr unterstützend ist die szenische Lösung des Teams Marelli – Niefind. Besonders die unterschiedliche Kleidung der Griechen und der Kolcher ist wirksam., die Personenführung hervorragend und das Bühnenbild ist großartig.

Der Komponist Aribert Reimann war anwesend und sichtlich sehr angetan von der künstlerischen Leistung jedes Einzelnen auf der Bühne und freute sich auch über den großen Zuspruch des Publikums. Das Haus war nahezu ausverkauft und der Pausenschwund nur am seitlichen Stehplatz zu vermerken.

Elena Habermann.

 

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