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WIEN/ Staatsoper: MANON von Jules Massenet

Irgendwie hatte man das Gefühl, als wollte dieser Abend überhaupt nicht zu Ende gehen

06.06.2019 | Oper


Nino Machaidse, Juan Diego Florez. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

MANON – Wr. Staatsoper, 5.6.2019

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Irgendwie hatte man das Gefühl, als wollte dieser Abend überhaupt nicht zu Ende gehen. Die Vorstellung zog sich endlos. Das lag in erster Lnie am Orchester. Frédéric Chaslin vermochte es nicht, der Musik Leben einzuhauchen. Alles plätscherte irgendwie dahin. Da war weder Esprit noch Charme und auch an den emotionalen Stellen tat sich praktisch nichts. Leider spielte auch das Orchester eher unambitioniert.

Auch mit den Sängern konnte man nicht wirklich glücklich werden. Das Hauptinteresse galt natürlich Juan Diego Flórez, der mit dieser Serie den Des Grieux nunmehr auch szenisch in sein Repertoire aufnimmt. Ich schätze diesen Sänger wirklich sehr und verfolge seine Karriere von Beginn an mit großem Interesse, aber mit seinem sicher notwendigen Fachwechsel komme ich noch nicht ganz zurecht. Zugegeben, der Des Gerieux hat mir besser gefallen als sein Edgardo, aber da fehlte doch noch einiges für eine erstklassige Interpretation der Rolle. Natürlich singt er die Partie technisch einwandfrei und die Höhen kommen wie immer bombensicher, aber die stimmliche Gestaltung bleibt (noch) unbefriedigend. Irgendwie klingt alles gleich. Am ehesten konnte man noch mit der grossen Arie im 4. Bild zufrieden sein. Seine Manon war Nino Machaidze, der man einst eine grosse Karriere prophezeit hat, die aber diese Hoffnungen nicht wirklich erfüllen konnte. Auch ihre stimmliche Rollengestaltung war völlig emotionsfrei, egal ob am Schluss des 2. Bildes, wo es einem eigentlich das Herz zerreissen sollte oder in der „Verführungsszene“ des 4. Bildes. Außerdem glaubte man ihr keinen Moment, dass sie die strahlende Königin dieser Halbwelt ist. Dazu kam, dass die Stimme in der Mittellage zwar voll, in der Höhe eher dünn klingt und auch ein leichtes Tremolo zu vernehmen ist. Adrian Eröd als Lescaut bot sängerisch eine ordentliche Leistung, blieb aber in der Gestaltung eher blaß. Ähnliches gilt für Dan Paul Dumitrescu als Graf Des Grieux. Michael Laurenz bot als Guillot eine durchaus interessante Rollengestaltung und war auch stimmlich zufriedenstellend. Clemens Unterreiner fiel als Bretigny kaum auf. Mit den drei Halbweltsdamen (Ileana Tonca, Svetlina Stoyanova und Zoryana Kushpler) konnte man sowohl gesanglich als auch darstellerisch zufrieden sein.

Der Chor – in dieser Inszenierung zum grössten Teil leider sehr ungünstig im Orchestergraben positioniert – sang ordentlich.

Am Ende gab es zwar Jubel, der aber etwas verkrampft klang. Gerechtfertigt war er jedenfalls nicht.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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