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WIEN/ Staatsoper/ Mahler-Saal: ENSEMBLEMATINEE AM SONNTAG 5: HYUNA KO + ORHAN YILDIZ

24.04.2017 | Konzert/Liederabende

Staatsoper-Gustav Mahler-Saal

ENSEMBLEMATINEE AM SONNTAG 5: HYUNA KO + ORHAN YILDIZ (23.4.2017)

 

Man könnte die Sonntag-Vormittagsserie „Glückstopf“ nennen. Und das Resultat der letzten Veranstaltung in dieser Saison – sie fand wegen des Marathons diesmal am Nachmittag statt – war erstaunlich. Der türkische Bariton Orhan Yildiz und seine koreanische Sopran-Kollegin Hyuna Ko wagten sich – gemeinsam mit dem souveränen ungarischen Pianisten Gabor Bartinai – ans „grosse“ Opern-Repertoir bis Wagner, Leoncavallo und Puccini heran. Und gingen zuletzt – beim Duett Nedda-Silvio wirklich aus sich heraus. Der Odem der Leidenschaft war plötzlich im Gustav Mahler-Saal zu spüren. Doch bleiben wir bei der Chronologie:

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Orhan Yildiz. Foto: Wiener Staatsoper

Zum Auftakt wählte Orhan Yildiz eine Arie aus Bellini’s „I Puritani“.Eine dunkle, durchschlagskräftige, virile Bariton-Stimme.  Auch optisch entspricht der trainierte mittelgroße Sänger seinem Timbre. Sehr eindrucksvoll – auch in der Begleitung durch den ungarischen Korrepetitor.

Dann die zierliche Koreanerin. Mit einer Arie aus „Adriana Lecouvreur“ macht sie neugierig. Die Mittellage ist samtig und weich, die Höhe wird etwas  zu eng geführt.

Doch dann geht’s weiter mit einem „Holden Abendstern“ aus Wagner’s Tannhäuser – eindrucksvoll;  aber nicht außergewöhnlich!

Hyuna Ko danach mit einer Arie aus „Suor Angelica“ von Puccini. Die zu scharfe Höhe bildet weiter ein Manko.

Darauf ein erster Höhepunkt: Orban Yilmaz schöpft bei Korngold’s „Toter Stadt“ aus dem Vollen. Die Arie „Mein Sehnen, mein Wähnen“ wird ohne Schwierigkeiten zu einem Ohrwurm-artigen Gebilde. Weder die teuflische Lage noch die vielen „hohen Noten“ machen dem Sänger, der seit dem Vorjahr zum Ensemble der Staatsoper gehört, Schwierigkeiten.

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Hyuna Ko. Foto: APA Artist Management

Hyuna Ko, die schon seit 2013 zum Ensemble gehört, zieht gleich mit der Arie der Margarethe aus Boito’s „Mefistofele“.

Dann beweist der Bariton aus der Türkei seine Vielseitigkeit mit der Arie des Grafen aus Mozart’s „Le nozze di Figaro“. Empörung, die sich in Lüsternheit wandelt, die Koloraturen sind souverän, das finale Fis eindrucksvoll. Bravo!

Dann folgt die Klage der Maddalena aus „Abdrea Chenier“- „La Mamma e morta“. Neuerlich fällt die Nähe zu Sängerinnen wie Mara Zampieri auf: zur Belcanto-Mittellage kontrastiert eine zu vibratoarme Höhe, die mitunter als  störende Schärfe empfunden werden kann. Deshalb verliert Hyuna Ko als Butterfly viel an Wirkung: diese Arie liegt ihr einfach zu hoch. Kein strahlender Schlußton – nein  „Madama Butterfly“ sollte sie – zumindest noch nicht jetzt – nicht singen.

Umso stärker dann das abschließende Duett Nedda-Silvio aus „I Pagliacci“ – da brodeln die Leidenschaften, da beginnt „große Oper“. Trotz der unüberhörbaren Schärfe in der Höhe des Soprans – jetzt geben die beiden ihr Letztes. Jetzt sind sie authentisch, jetzt brandet echte Begeisterung auf. Vom „Glückstopf“ ist man diesmal gut bedient worden!

Peter Dusek

 

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