WIEN/ Staatsoper/ Gustav Mahler-Saal
VIELVERSPRECHENDE ENSEMBLEMATINEE IM MAHLERSAAL 1: MARIAM BATTISTELLI + MICHAEL LAURENZ (30.9.2018)
Zwei vielversprechende junge Ensemble-Mitglieder präsentierten sich in der Folge 1 der alljährlichen Sonntag-Vormittag-Serie, in der sich vor allem die „Neuzugänge“ der Wiener Staatsoper vorstellen. Diesmal waren es die Äthiopien geborene Sopranistin Mariam Battistelli und der aus Halle an der Saale stammende Tenor Michael Laurenz, der seine Karriere als Trompeter begann. Während Frau Battistelli als bildhübsche „Schwester von Aida“ ihre musikalische Ausbildung in Mantua begann, startete ihr deutscher Kollege seine Gesangskarriere in Zürich. Immerhin hat sich Frau Battistelli schon als Pamina in der „Kinder-Zauberflöte“ und als Blumenmädchen in Wagners „Parsifal“ bewährt, Michael Laurenz absolvierte bei dieser Matinee am 30.9.2018 sein erfolgreiches Staatsopern-Debüt. Begleitet wurden die beiden von der Italienerin Luisiella Germano am Klavier mit Sensibilität und Routine. Und das Programm? Es war diesmal besonders vielfältig. Mariam Battistelli begann mit der „Rosenarie“ von Susanna aus Mozart’s „Le nozze di Figaro“: eine süße, innige Stimme mit perfektem Stimmsitz; eine reine Freude, die in der Höhe den gleichen Klangreichtum vermittelt wie in der Tiefe und Mittellage. Optik und Akustik entsprechen einander vollkommen. Und selbstverständlich wurde man an Reri Grist erinnert, die einst nicht nur in Wien als lyrischer Koloratur-Sopran reüssierte. Aus ganz anderem (Stimm-)Holz ist der für Wien neue Tenor Michael Laurenz geschnitzt. Er begann ebenfalls mit Mozart und zwar mit der Arie des Pedrillo „Auf zum Kampfe!“ aus Mozart’s „Die Entführung aus dem Serail“: neben einer eindrucksvollen Forte-Höhe wirkt das sogenannte „Passaggio“ zu abrupt, zu wenig unterstützt. Aber der Sänger steht ja erst am Beginn seiner Laufbahn. Mariam Battistelli wählte als 2. Stück die Arie der Pamina aus Mozart’s „Die Zauberflöte“ – voll Wehmut, aber eindrucksvoll! Dann erwies der deutsche Tenor seine Referenz an den Ort: 2 Titel aus Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“, vorgetragen wo einst der Operndirektor Mahler residierte, intensiv und sehr wortdeutlich! Und die Sopranistin aus Äthiopien präsentierte die darauf die Arie der Despina „Una donna“ aus Mozart’s „Cosi fan tutte“. Humor und Lebensfreude pur! Nach zwei Goldschmidt-Titel („Beatrice Cenci“) und einer Szene aus Einem’s „Der Prozess“ kamen die „Gassenhauer“ an die Reihe. Mariam Battistelli entwickelte ein geradezu dramatisches Stimmvolumen beim Walzer der Musetta aus Puccini’s „La Boheme“ , Laurenz punktete mit der „Dreigroschenoper“ von Brecht-Well („Ballade vom angenehmen Leben“), dann als weiterer Höhepunkt: die Arie der Lauretta aus Puccini’s „Gianni Schicchi“ sowie „Summertime“ aus Gershwin’s „Porgy an Bess“. Bei den Zugaben überrundete Lehars „Dein ist mein ganzes Herz“(Laurenz) ein Neapolitanisches Volkslied (Battistelli). Insgesamt ein vielversprechender Vormittag, man sollte sich die beiden Namen merken!
Peter Dusek