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WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY- hochdramatische Butterfly

31.01.2015 | Oper

Wien / Staatsoper: HOCHDRAMATISCHE „MADAMA BUTTERFLY“ (30. Jänner 2015)

SAE KYUNG RIM

SAE KYUNG RIM

Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper

Jahrelang  dominierten sie die internationale Wettbewerbs-Szene , die vielen  die Musiker aus Fernost. Nun erobern sie step by step die großen Häuser. Jüngstes Beispiel die zierliche Cio-Cio San der Koreanerin  Sae Kyung Rim – eine Sängerin, der man vielleicht nicht ganz die vom Libretto verlangten  15  Jahre   abnimmt. Aber 20 Jahre würde man glauben und zugleich liefert die zierliche Sopranistin stimmlich  eine geradezu „hochdramatische“ Butterfly. Nach einem eindrucksvollen Auftritt (allerdings ohne Spitzenton am Ende) zeigt sie im Duett, dass sie mit Recht bereits Rollen wie Tosca oder Amelia singt. Die Stimme blüht im Großen Duett auf, in der dramatischen Steigerung nach der Pause wächst sie weiter über sich hinaus. Jedenfalls setzt schon nach der großen Arie Jubel ein, Vielleicht fehlt der Koreanerin, die aus Seoul stammt, etwas von  jenem Puccini-Schmelz, der die Butterfly zwischen Tosca und Liu ansiedelt. Immerhin – die Koreanerin trägt diesen Abend der Wiener Staatsoper, der wegen der Ball-Demonstrationen in der City um eine Viertel Stunde später als vorgesehen beginnt. Geleitet wird die Vorstellung wieder einmal von einem Franzosen- von Philippe Auguin und der Dirigent zeigt erst im Dritten Akt, zu welchem Klangrausch das Orchester der Wiener Staatsoper fähig ist. Mithalten mit  Sae Kyong Rim konnten  ganz wenige im Ensemble. Die fast überbesetzte Suzuki von Nadja Krasteva ergänzte mit ihrem dunklen, klangvollen Organ ideal die helle, metallische und durchschlagskräftige Stimme der Koreanerin. Und Onkel Bonze ist in der Person von Sorin Coliban eine echte Luxus-Besetzung. Schwach der Pinkerton des aus Venezuela stammenden Tenors  Aquiles Machado. Die Stimme sitzt nicht wirklich, die Höhe klingt stets angestrengt und auch optisch ist er kaum der „Traumprinz“, den Cio Cio San zu ehelichen glaubt währen er immer nur ein kurzes „Sommervergnügen“ im Auge hat. Auch der Sharpless des Spaniers Gabriel Bermudez gehört in die Kategorie „Opera light“ bzw.„vokal zu leichtgewichtig“. Das Haus am Ring ist dem Nachwuchs-Bariton einfach zu groß. Er sollte sich rechtzeitig umsehen. Die Fluktuation in Wien beim Nachwuchs wird jedenfalls immer rascher. Die älteste Inszenierung der Staatsoper aus dem Jahr 1957 von Josef Gielen (Ausstattung Tsugouharu Foujita) funktionierte auch bei der 368.Reprise. Die kurzen Auftritte des Chores der Wiener Staatsoper sind professionell wie immer. Und die weiteren Komprimarii waren o.k.: Thomas Ebenstein ist ein seltsam steifer Goro, der sich in der Rolle des „Heiratsvermittlers“ so gar nicht wohl fühlt. Peter Jelosits ein etwas müder Yamadori. Hans Peter Kammerer nahm als Kommissär die staatliche Seite der Trauung routiniert vor. Martin Müller war ein etwas schnarrender Standesbeamter, Simina Ivan eine unauffällige Kate Pinkerton. Aber was sollt – Wien hat eine junge und zugleich zierliche und obendrein hochdramatische „Madama Butterfly“. Und sie trug den Abend. Immerhin!

Peter Dusek

 

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