WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY (9.12. 2025)

Frau Dr.Wagner, deren Berichte ich sehr schätze, fand die Regie großartig; ich bin mir da nicht sicher, dass Puccini da der gleichen Meinung gewesen wäre; er hat ja viele Regiedetails in seinen Partituren vermerkt. z B schreibt er bei Takt 45 „si apre il sipario“…es hätte ihm wahrscheinlich nicht gepasst, dass wie in dieser Inszenierung der Vorhang schon lang offen ist, und vor der musikalischen Einleitung ein minutenlanger Tanz stattfindet. Auch schreibt Puccini für den Auftritt von Cho Cho San „interno“, also hinter der Bühne, erst bei „amiche, io son venuta“ sollte die Solistin Puccinis Anweisung nach auf der Bühne erscheinen. Der Grund ist die Orchesterinstrumentierung, die ganz feines pp bringen soll. Und wenn da eine- wie in dieser Rolle üblich- doch recht große Stimme in sehr hoher Lage singt, wird es meist laut, und das Orchester kann kein pp mehr spielen. Wie wiederholt im Gesang von Cho Cho San und Sharpless betont wird, liegt das Haus auf einem Hügel mit Aussicht nach unten auf den Hafen von Nagasaki…..hier aber kommen alle von oben nach unten, also bergab ins Butterfly-Anwesen, wieso beklagt sich dann der Konsul über den mühevollen Aufstieg?. Man muss sich dann auch fragen; wie können die beiden Damen über den Hügel hinweg den Hafen und die Lincoln sehen? Meiner Meinung nach ist diese Inszenierung, wenn auch eine der am wenigsten störenden der Ära Roscic, so doch eine der am wenigsten notwendigen. Die alte Inszenierung war bejahrt, aber gut und schön, praktisch auf einem Niveau wie die Wallman-Tosca; eine gründliche Neueinstudierung wäre günstig und genug gewesen. Im Repertoire gibt es einige Inszenierungen, die eine Erneuerung viel dringender gebraucht hätten.
alcindo
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