WIEN/ Staatsoper: MACBETH – letzte Vorstellung der Serie am 25.1.2022
Hieß Klaus Bruns alle Figuren in nachtblaue oder schwarze, asiatisch bzw. altertümlich anmutende Gewänder kleiden; — mit Ausnahme der Hexen. Diese — ohne ein wenig Provokation geht es eben doch nicht —, Frauen wie Männer, rufen als stumme Zeugen des Geschehens mit entblößtem Oberkörper und hautfarbenen Beinkleidern den Eindruck vollkommener Nacktheit hervor. Pantomimisch begleiten sie die Szene, sorgen für den Transport der die Inszenierung prägenden Raben. (Den Gesangspart übernimmt der sehr gut disponierte Staatsopernchor.) Eine Ausnahme bei den Kostümen: Lady Macbeth tritt in dunkelblauer Robe auf. Und die Nachtwandelszene absolviert sie im einfachen weißen Nachtgewand. Auch Macbeth wird nach seinem Tod von Macduff das Schwarz entrissen: Er singt seine letzten Worte vor herabgelassenem Vorhang im weißen T-Shirt.
Kosky arbeitet mit Raben und ihren Federn; — als Symbol. Die Komparsen der Staatsoper, die Hexen, sind dafür zuständig, sie unauffällig auf bzw. von der Bühne zu bringen. Das passiert gekonnt; auf unaufdringliche Weise.
Eine Frage allerdings bleibt: Wofür stehen die Raben? Denn nur in der babylonischen Version der Sintflut, erst seit der Christianisierung gilt uns der Rabe als Dämon, als Vertreter des Bösen. In den nordamerikanischen Indianermärchen, in der nordischen Mythologie symbolisiert das Tier die Weisheit; — man denke an Odin, an Apollon oder Noah…
Luca Salsi im 4. Akt. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
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Ich rechne diesen Abend zu den szenisch zu bejahenden und musikalisch interessanten einer Übergangszeit — der man die Wahrheit sagen soll.
Thomas Prochazka/Www.dermerker.com