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WIEN/ Staatsoper: MACBETH- es kam Besseres nach. Premiere

04.10.2015 | Oper

WIENER STAATSOPER: 4.10.2015 Premiere „MACBETH

Es kam Besseres nach!

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George Petean in der Titelrolle. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Nach der mehr als daneben gegangenen Produktion der Aera Holender wusste man eines: schlimmer geht’s nimmer! Und man wurde mehr als angenehm überrascht. Nicht, dass ich der Freund der Zeitversetzungen wäre, aber der historische König Macbeth und die Shakespeare Figur können unmöglich die selben sein. Somit ist das Stück doch eher zeitlos.

In der neuen Inszenierung wird auf nichts angespielt, sondern allein die Problematik der schon pathologischen Macht und Abhängigkeit in den Vordergrund gestellt. Immer wieder drängt sich das Verhältnis Ortrud –Telramund auf: Sehr starke Frauen und eigentlich schwache Männer, (Simandl nennt man das in Wien).

Ein Extralob ergeht an die Herren und Damen der Maske und der Garderobe. Hier werden sogenannte Blitzumzüge vollzogen. Vor den Vorhang!

Macbeth ist eine sehr starke Choroper und unser Chor klang wieder vom Feinsten, Extralob an die „Hexen“. Auch der Kinderchor wird immer besser. Bravo Thomas Lang.

Großartig das Orchester unter Alain Altinoglu, der einen spannenden Abend leitete und sorgsam mit den Sängern umging und auch lange Fermaten mit Freude unterstützte.

Die Regie lag in Händen von Christian Räth. Sehr gut ist die Personenführung und die Arbeit mir dem Chor. Das Optische war bis auf Kleinigkeiten wirklich sehr in Ordnung. Das wirklich tolle Bühnenbild schuf Gary McCann. Eine Art Bunker, könnte aber auch eine mittelalterliche Burg sein. Die Kostüme waren der Thematik – Macht und Krieg – angepasst. Auch die sogenannte Hofgesellschaft tritt uniformiert auf. Eindrucksvoll die Masken der Hexen. Kompliment an die Lichtarbeit von Mark McCullough.

In der Titelrolle erlebte man George Petean. Ein Rollendebüt, das voll und ganz überzeugte. Das Hausdebüt von Tatiana Serjan war große Klasse. Nun, man kann sagen, nach den beiden Leichtgewichten der vorigen Produktion, die ja bekanntlich nur die Premierenserie überlebte, war das eine leichte Übung. Aber so ist es auch wieder nicht. Die beiden Künstler trugen den Abend ganz großartig ohne jeglicher Einschränkung.

Was mich ehrlich wunderte ist Ferruccio Furlanettos als Banquo, da hätte ich jede Wette verloren. Er war ein reifer Banquo, schon eher ein väterlicher Freund oder doch Widersacher. Als Macduff stellte sich Jorge de Leon mit schöner Stimme und schon sehr dramatisch vor. Den jungen König Malcolm sang Jinxu Xiahou mit schönem Timbre.

Nur Donna Ellen als Kammerfrau war schon früher dabei und wieder sehr präsent. Der Spion (die Rolle besteht aus Herold, Mörder und Arzt) ist Jongmin Park mit samtigen Bass, ein neuer Banquo könnte sich da ankündigen.

Gut auch die Stimmen der Erscheinungen Konrad Huber, Secil Ilker und Bernhard Sengstschmid.

Die Premiere wurde begeistert aufgenommen, ohne Buhgeschrei, nicht einmal vereinzelt.  Die Solo Sänger, Chor und Orchester mit dem großartigen Dirigenten wurden sehr gefeiert.

Elena Habermann

 

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