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WIEN/ Staatsoper: MACBETH

11.10.2015 | Oper

WIEN/Staatsoper: MACBETH

am 10.10. 2015 (Helmut Christian Mayer)

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George Petean. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

Praktikable Repertoiretauglichkeit für die verschiedensten, möglichen Umbesetzungen waren wohl die wichtigsten Kriterien von Christian Räth, als er eine Neuproduktion von Giuseppe Verdis MACBETH an der Wiener Staatsoper in Szene setzte. Den hier wenig bekannten, aus Hamburg stammenden Regisseur, der bisher hauptsächlich in den USA oder als Regieassistent und bei Betreuungen von Wiederaufnahmen in Erscheinung trat, hat man nach dem Flop der Realisierung dieser Oper von Vera Nemirova aus dem Jahre 2009, die damals einhellige Ablehnung bei Publikum und Kritik erfahren hat und schon bald abgesetzt wurde, jetzt wohl aus diesem Grunde damit betraut.

Und so zeigt er keinerlei tiefgreifende Neudeutungen sondern eine klar erzählte Geschichte in einem hässlichen, grauen Betonbunker von Gary McCann, der für die gesamte Ausstattung verantwortlich zeichnet (eigentlich auch schon lange keine wirklich innovative Idee mehr), dessen graue Wände sich verschieben und drehen lassen und so mit einigen Treppen und Gängen versehen, immer neue Räume, wie in einem blutigen Gefühlslabyrinth entstehen lassen.

Obwohl die Story nach Shakespeare und dem Libretto von Francesco Maria Piave durchaus spannend und tiefgründig ist, bei der die machtgierige Lady Macbeth ihren ebenso nach Macht strebenden Mann in einen blutigen Reigen von Mord und Intrigen treibt, bis beide schließlich sterben, ist Räths gegenwartsnahe Realisierung in heutigen Uniformen und Roben viel zu wenig packend. Die durchchoreographierten Hexenszenen, die er als Geschöpfe des Unterbewusstsein des Titelhelden sehen will, die sich wie Schlangen entlang der Wände bewegen, wirken harmlos und keinesfalls dämonisch. Auch andere Schlüsselszenen wie die Ermordung Banquos und dessen Erscheinungen beim Festbankett werden verschenkt. Der Wald von Birnam wird mittels mit weißer Kreide auf die Wände gezeichneter Strichbäumchen symbolisiert.

Wesentlich besser ist die musikalische Realisierung: Dirigent Alain Altinoglu, der ab 2016 Musikdirektor des Theatre de la Monnaie in Brüssel wird, macht seine Sache mit dem Orchester der Wiener Staatsoper ausgesprochen gut: Ohne die für Paris komponierte Ballettmusik kann man sich bei der gewählten zweiten Fassung der Oper aus 1865 an großer Differenzierungskunst, an feinen Piani und den gewünschten dunklen, fahlen Farben aber auch an vielen dramatischen Ausbrüchen erfreuen, wenn auch letztlich eine alles packende Hochspannung fehlt.

George Petean als kurzfristiger Einspringer, der die Rolle auch in unglaublich kurzer Zeit erarbeitet hat, singt bei seinem Rollendebüt wunderbar kultiviert mit lyrischem Bariton, anfänglich etwas blass und mit zu wenig Dämonie. Darstellerisch ist er aber ein ziemlich harmloser, teil ungelenker und zu wenig böser Macbeth. Ein Macbeth mit Hauspatschen und Schlafmantel in einer Hexenszene ist nicht wirklich zum Fürchten sondern wirkt lächerlich. Tatiana Serjan, die auf die Partie der Lady Macbeth weltweit abonniert zu sein scheint, singt sie bei ihrem Hausdebüt mit beeindruckender Riesenstimme, hoher Dramatik, ungefährdeten Spitzentönen aber auch Sinnlichkeit und vielen feinen Tönen, vor allem in der Nachtwandlerszene. Jorge de León gibt den Macduff mit viel Druck und Tremolo. Ungemein edel erlebt man den Bass von Ferruccio Furlanetto als Banquo, einer der besten des Abends, der leider viel zu früh ermordet wird. Mehr als solide erlebt man die kleinen Rollen mit Jinxu Xiahou als schönstimmigen Malcolm, Ivan Beaufils als Fleance, Jongmin Park als Spion sowie Donna Ellen als Kammerfrau. Der Chor der Wiener Staatsoper (Einstudierung: Thomas Lang) ist nicht immer eines Sinnes, bei den Damen (speziell bei den Hexen) hin und wieder sogar inhomogen, weil einzelne Stimmen immer wieder hervorstechen.

Ungetrübter Beifall im Publikum!

Helmut Christian Mayer

 

 

 

 

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