25.11.2025- „Lucia di Lammermoor“- Wiener Staatsoper
„O verbanne des Hasses wildes Dräuen, Dich entflamme nur die Liebe!“

Eine der imponierendsten Belcanto-Opern der Musikliteratur, Gaetano Donizettis Meisterwerk „Lucia di Lammermoor“, war höchst eindrucksvoll und fulminant an der Wiener Staatsoper zu erleben. Mit dem Text von Salvadore Cammarano nach Sir Walter Scott wurde das „Dramma Tragico“ in drei Akten auf höchstem Niveau umgesetzt.
In der Inszenierung von Laurent Pelly, der auch für die Kostüme verantwortlich zeichnete, begegnete man vor allem einer düsteren, karg ausgestatteten Bühne (Licht: Duane Schuler; Bühne: Chantal Thomas), auf der sich das Drama von zwei Liebenden, die erst im Tode vereint sein können, begleitet von seelischen Qualen und bestimmt von äußeren, politischen Einflüssen, hauptsächlich in der Personenführung und dem exzeptionellen Gesang der Protagonisten deutlich gemacht wurde. Erst in der Wahninnsszene der blutüberströmten Lucia „Il dolce suono“ kommt die Farbe rot zu beeindruckendem Einsatz. Für diese aktuelle Inszenierung der „Lucia di Lammermoor“ im Haus am Ring diente Jean Epsteins Verfilmung von Edgar Allan Poes „The Fall of the Usher“ als Inspirationsquelle.
Das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper unter der stringenten, belcantoerfahrenen, musikalischen Leitung von Roberto Abbado präsentierte feinfühlig, differenziert mit belcanteskem Wohlklang das Donizetti‘sche Ouevre.
Zudem gewährleistete ein ausgezeichnetes Sängerensemble ein außergewöhnliches Belcanto-Erlebnis!
Mattia Olivieri beeindruckte als Enrico mit ausdrucksstarker, durchschlagskräftiger und flexibler Stimme mit dramatischem Impetus. Die Intensität seines Ausdrucks und die Authentizität seiner Präsenz garantierten eine bühnenbeherrschende Persönlichkeit.
Adela Zaharia war in der Rolle der Lucia eine Sensation! Mit enormer stimmlicher und musikalischer Souveränität fesselte sie mit fulminanten Spitzentönen, hinreißenden Koloraturen, ausdrucksstarken, intensiven Kadenzen sowie mit Herzblut durchlebter, seelischer Zerrissenheit. Ihre Wahnsinnsszene war der absolute Höhepunkt der Aufführung. Einfühlsam begleitet von Christa Schönfeldinger an der Glasharmonika.
Bekhzod Davronov überzeugte als Edgardo mit pointiertem, profundem Tenor, der zwar gegen Ende der Aufführung etwas Ermüdungserscheinungen aufwies, aber sich grundsätzlich gekonnt und souverän durchsetzte. Hiroshi Amako präsentierte einen eindrucksvollen, bodenständigen Arturo und Adam Palka einen markanten, mächtigen Raimondo. Sehr gut ergänzten Isabel Signoret (Alisa) und Carlos Osuna (Normanno).
Hervorragend der Chor (Choreinstudierung: Martin Schebesta) und das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper.
Eine großartige, faszinierende Aufführung, welche die besondere Kunst des Belcanto grandios zum Ausdruck brachte!
Marisa Altmann-Althausen

