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Wien/Staatsoper: LOHENGRIN. Es gibt ein Glück, wenn…

20.01.2020 | Oper


Piotr Beczala (Lohengrin). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIEN/ Staatsoper: LOHENGRIN  am 19.1.2020. Es gibt ein Glück, wenn…

sich ein sehr kluger, eloquenter Operndirektor denkt: „noch einmal machst ma des nimmer,“ und dann am Abend der Vorstellung ein hervorragender Dirigent zur Stelle ist, der den im Flugzeug sitzenden ersetzt. Michael Güttler bekam so eine Chance, die er nützte und das Orchester der Wr. Staatsoper zu einer Sternstunde heranführte. Schon das Vorspiel geriet sehr ausdrucksstark in der Dynamik und auch im Tempo  – die Streicher sind wohl wirklich berühmt für ihren, Klang (Kammerton A: 448 Hertz trägt sicherlich dazu bei) und die ganze Vorstellung wurde ein Genuss sondergleichen. Hr. Güttler verstand es – ohne Probe – die Sänger so zu begleiten, dass niemand vom Orchester zugedeckt noch sonst in Bedrängis gebracht wurde. Wunderbar…

Zur Inszenierung ist zu sagen, dass nach einem Besuch der Lohengrin Vorstellung (Premiere) in Salzburg im November 2019 (ein gewisser Herr Roland Schwab wollte uns lehren, wie „LOST , die TV Serie“ auf „wagnerisch“ geht), die gräßlicher nicht sein konnte, die Inszenierung von Andreas Homoki geradezu „deeskalierend“ wirkte und die „Dirndl“ und „Krachledernen“ na gut, wer hat das nicht zuhause im Schrank und freut sich hin und wieder am Genuß, dies zu tragen.

Die Sänger waren durchaus sehr gut besetzt: Beginnend mit Piotr Beczala, der sehr vorsichtig die Partie des Schwanenritters anging und auch im zweiten Akt ein „kleines Kratzen in der Stimme hatte“, sich aber mit verschwenderischer Stimme bis zum 3. Akt  Finale durchsang. Zur Schönheit seiner Stimme  ist zu sagen, dass es derzeit – neben Vogt – wohl niemanden gibt –  der es ihm ähnlich „lyrisch“ in der Mittellage und mit gewissem „Biss“ in der Höhe gleichtut. Cornelia Beskow war eine Elsa, die es einem schwer macht, eine Entscheidung über ihre Stimme zu fällen. Da war der Anfang im 1. Akt reichlich mit Intonationsschwierigkeiten belegt, ein Treffen der richtigen Töne nur mühsam. Leider ging es den Abend über so weiter und die Schärfe der Stimme – vor allem auch ab Brautgemach – und im Finale überwiegten. Mit der Wahl Partie hat sich Fr. Beskow offenbar keine gute Tat erwiesen, was sehr schade ist, da sie eine ausgezeichnete Schauspielerin ist, die die Rolle sehr glaubhaft gestaltete.

Ain Anger war ein würdiger König, mit wohl etwas gaumiger Stimme und nicht so wortdeutlich wie Beczala und Silins. Der Heerrufer von Boaz Daniel rollendeckend, mit schönem Bariton. Egils Silins als Graf Friedrich von Telramund war ein äußerst wortdeutlicher, mit sehr kernigem, höhensicherem Bariton singender – der Rolle sehr gerecht werdender – Bösewicht. Es ist zu hoffen, dass er von nun ab wieder häufiger in Wien zu hören sein wird.

Frau – seit gestern ja –  „Kammersängerin“ Linda Watson – eine Ortrud mit einem durchschlagskräftigen Organ, wie man sie sich nur wünschen kann. Zurecht wurde sie am Ende der Vorstellung mit der „Ehrenbezeichnung“ gewürdigt und wir wünschen uns noch sehr viel Begegnung mit ihrer wunderbaren Stimme.

Der Chor unter Thomas Lang klang hervorragend und immer ganz exakt im Takt mit dem Orchester „Bei den Endungen auf „t“ (Gott im 3. Akt) keine einzigen Verhallungen „tttt…“ Eine Wohltat, im Gegenteil zu der Aufführung in Salzburg.

Dominique Meyer hielt die Laudatio auf Fr. Kammersängerin Linda Watson in sehr netter, fröhlicher Weise und der Abend endete mit einer Ansprache der Jubilarin und der Hoffnung, ihr bald wieder begegnen zu können. 

Georg-Helmut Kaltenbacher

 

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