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WIEN/ Staatsoper: LOHENGRIN

Letzte Vorstellung der Serie

08.11.2018 | Oper


Elza van den Heever, Andreas Schager. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

LOHENGRIN – Wr. Staatsoper, 7.11.2018

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Ich hätte Andreas Schager einen besseren Rahmen für seinen ersten Lohengrin gewünscht, als unsere „Zenzi von der Alm“ – Inszenierung. Nun, über das sich Inszenierung nennende Machwerk ist schon (zu) viel geschrieben worden, sodass sich eine weitere Erörterung erübrigt.

Andreas Schager gilt derzeit weltweit als der Wagner-Sänger unserer Tage, nur in Wien – und es hätte mich gewundert, wäre es anders gewesen – finden einige (wenige) ein Haar in der Suppe. Er sei zu laut, war mancherorts zu hören, aber das liegt wohl in erster Linie daran, dass man keinen Wagner-Tenor mit großer, strahlender und durchschlagskräftiger Stimme mehr gewohnt ist. Ohne die Leistungen der Wagner-Interpreten der letzten Jahrzehnte schmälern zu wollen, kann man durchaus sagen, dass es mit ihm wieder – man möge mir die vielleicht etwas antiquierte Bezeichnung verzeihen – einen echten Heldentenor gibt.

Andreas Schager stand dann natürlich auch im Mittelpunkt der Aufführung und erfüllte voll die in ihn gesetzten Erwartungen. Dort wo Wagner es vorschrieb, schöpfte er aus dem Vollen, aber auch die lyrischen Passagen gelangen sehr schön. Seine strahlende Höhe wird effektvoll eingesetzt und im Finale des 2. Aufzuges kommt er wunderbar über den Chor und das restliche Ensemble. In der Brautgemachszene ist er im Zwiegespräch mit Elsa zunächst ungemein gefühlvoll und zärtlich, um dann beim „Höchsten Vertrauen“ auf warnende Strenge umzuwechseln. Er krönt seine Leistung mit einer wunderbar aufgebauten Gralserzählung und einem sehr ergreifend gestalteten Abschied.

Um ihn  herum sah es an diesem Abend allerdings nicht sehr erfreulich aus. Am ehesten konnte man noch mit Petra Lang als Ortrud zufrieden sein, solange sie in den weniger dramatischen Passagen ihren Mezzo strömen lassen konnte. Bei den „Entweihten Göttern“  und vor allen Dingen dann im 3. Aufzug kam sie weit über ihre Grenzen – die Passage hätte keine Sekunde länger dauern dürfen. Elza van den Heever mag in mittleren Häusern durchaus eine passable Elsa sein, unser Haus ist ihr zumindest um eine Nummer zu groß. Die Stimme klingt eher dünn, sodass sie ständig forcieren muß. Außerdem ist stellenweise ein Tremolo nicht zu überhören. Kwangchul Youn (König Heinrich) hat seine besten Tage bereits hinter sich. Die Stimme klingt hohl und auch bei ihm ist ein Tremolo zu bemerken. Die schwächste Leistung des Abends bot Evgeny Nikitin als Telramund. Er schien mit der Rolle völlig überfordert und war stellenweise kaum zu hören. Die Höhen klangen dünn und angestrengt. Clemens Unterreiner fiel als Heerrufer weder negativ noch positiv auf.Warum ich über die Darstellung nichts geschrieben habe, liegt daran, dass diese Nicht-Inszenierung den Sängern soviele Blödheiten abverlangt, dass eine sinnvole Rollengestaltung nicht möglich erscheint.

Ein großes Manko des Abends war leider auch das Orchester. Simone Young am Pult bestätigte den Eindruck bei Wagner, den man schon vor einigen Jahren bei den „Meistersingern“ von ihr gewonnen hatte. Es fehlte der große Bogen und über weite Strecken war der Orchesterklang undifferenziert und laut. Die Koordination mit der Bühne klappte nicht wirklich, was sich offenbar auch auf den Chor auswirkte, der zahlreiche wackelige Einsätze zu verzeichnen hatte.

Am Ende viel verdienter Jubel für Andreas Schager und, zwar etwas gedämpfter, nicht ganz verständlicher für die Damen Young und van den Heever.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

 

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