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WIEN/ Staatsoper: L’ITALIANA IN ALGERI. Eine wunderbare Ensembleleistung, kein Aprilscherz!

01.04.2017 | Oper

WIEN/ Staatsoper: „L‘ ITALIANA IN ALGERI“ am 1.4.2017. – Eine wunderbare Ensembleleistung, kein Aprilscherz!

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Rafael Fingerlos, Margarita Gritskova. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Am Pult Evelino Pidò, ein Spezialist für Belcantoopern, der sogar die Wiener Philharmoniker einnehmen kann, und so klang heute das Orchester. Dynamisch, spritzig und ungeheuer animiert. Pidò hat gute flotte Tempi, nimmt total Rücksicht auf alle Sänger, und geht genau auf sie ein.

Margarita Gritskova
ist eine bezaubernde Isabella schon einmal optisch, doch ist sie es auch musikalisch. Sie hat alles für die Rolle,  Flexibilität, Tiefe, gut sitzende Höhe und enorme Gestaltungsfähigkeit, weil gutes Aussehen wäre da zu wenig. Also haben wir hier eine perfekte Isabella am Haus.

Ihr Liebhaber Lindoro findet mit Maxim Mironov eine  gute Umsetzung. Ein junger Tenore di Grazia mit sicherer Höhe, die Stimme hat ein hübsches Timbre und ist nicht allzu weiß. Die beiden Arien sind sicher und perfekt vorgetragen, vielleicht noch ohne viel eingelegten Kadenzen, das braucht Zeit und sicher mehr Proben, die Erfahrung wird es lehren. Darstellerisch ist er bestens und sehr locker unterwegs.

Adam Plachetka entwickelt sich zu einem Mustafa der ersten Liga. Er singt ausgezeichnet und  Witz und Laune zur Komik bringt er mit. Er hat die Rolle hier sehr gut erarbeitet und erinnert im Spiel und vor allem in der „Pappataci“ Tanzeinlage sehr an Ruggiero Raimondi. Diesen Tanz haben sich die weiteren Darsteller des Mustafa sehr viel leichter gemacht, und er kann auch seine Spaghetti wickeln und „frisst“ sie nicht mit allen zehn Fingern, dass einem das „… kommt“ ,wie so manch prominenter, aber nicht besserer Vorgänger es tat.

Als Taddeo ist Paolo Rumetz einfach köstlich. Er singt es großartig, spielt sehr gut, versucht aber nie einen Vorgänger zu interpretieren. Er legt seinen Taddeo genau im Regiekonzept an, als einen, der einem auch ein wenig leid tut.

Sehr neu im Team der Staatsoper ist der österreichische Bariton Rafael Fingerlos. Eine schöne Stimme , noch ausbaufähig, aber der Haly ist gerade recht für diese junge Karriere. Eigentlich ist die Rolle auch nicht gerade dankbar, aber er macht sicher das Beste daraus.

Die verstoßene Elvira wird von Hila Fahima sehr gut umgesetzt. Das zierliche Persönchen hat an Stimme ordentlich zugesetzt und ist keine Piepsmaus in ihren Szenen. Im Gegenteil, in den Ensembles dreht sie richtig auf und punktet mit schöner sicherer Höhe.
Zulma ist musikalisch wenig gefordert, Rachel Frenkel bemüht sich sehr ihr etwas Farbe zu geben.

Die wunderbare Inszenierung mit einer sehr frauenfeindlichen Szene sollte dennoch viele Jahre im Spielplan erhalten bleiben. Auch sollte man diese Szene nicht verändern, ist sie doch eine Zeitzeugin dieser Zeit. 30 Jahre wird sie an der Staatsoper gespielt, aber an der Scala wurde sie noch einige Jahre zuvor kreiert.  

Elena Habermann

 

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