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WIEN/ Staatsoper: LIEDERABEND GÜNTHER GROISSBÖCK/ GEROLD HUBER

20.09.2018 | Konzert/Liederabende

Wiener Staatsoper, Liederabend Günther Groissböck, Gerold Huber, 19.9.2018


Günther Groissböck. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Kurz und bündig: Das Publikum durfte eine Sternstunde der Gesangskunst erleben.

Günther Groissböck ist nicht bloß ein Sänger, er ist nicht bloß musikalisch, er ist ein Klangmagier. Wenn seine herrlich timbrierte Stimme in das Auditorium strömt, dann ist es als würde man in einen weichen, samtenen Sessel sinken.

Dabei überträgt dieser Künstler eine unglaubliche, positive Energie. Allein der Klang dieser Stimme würde einen schon voll zufrieden stellen. Aber Groissböck ist auch ein herausragender Interpret, der mit großer  Differenziertheit singt. Dabei klingt alles unmittelbar, natürlich, vollkommen ungekünstelt.

Die „Vier ernsten Gesänge“ von Brahms singt er ergreifend, und erntet schon nach diesem 1. Teil  stürmischen Applaus.

Die Lieder aus Schumanns „Liederkreis, op.39“ sind ein Höhepunkt. Besonders „Intermezzo“ und „Schöne Fremde“ prägen sich unauslöschlich ins Gedächtnis ein.

Ja, und nach der Pause, Lieder von Peter I. Tschaikowski und Sergej Rachmaninow.

Gewaltig, da denkt man sofort an ganz große Bässe der Vergangenheit. Für dieses Repertoire ist Groissböck geboren. Und auch mit der russischen Sprache hat sich der Künstler offenbar sehr intensiv auseinandergesetzt.

Wenn Lieder so gesungen werden, dann wird sich diese Kunstform auch wieder einem größeren, breiteren Publikumskreis erschließen. Es ist ein Glücksfall, dass Groissböck, der ja auch mit der Oper schon voll ausgelastet wäre, sich dem Lied widmet.

Gerold Huber, der vorzügliche Begleiter am Flügel, hat an diesem Erfolg natürlich einen großen Anteil.

Einerseits an der Erarbeitung, an das behutsame Herantasten an das russische Repertoire, wie Groissböck selbst in einem Interview erwähnt, und dann in der eindrucksvollen Aufführung. Groissböck und Huber haben diese Lieder regelrecht erfühlt, und sind damit dem russischen Wesen ganz nahe gekommen.

Man kann sich nur auf eine Fortsetzung dieses stürmisch gefeierten Liederabends, der mit Schuberts „Erlkönig“ zu Ende ging, freuen.

Christoph Karner

 

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