Les Contes d`Hoffmann, 22.12.2024 anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Bertrand de Billy
Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Alex Esposito. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Anlässlich der gestrigen Vorstellung von Hoffmanns Erzählungen wurde am Ende des Abends an Maestro Bertrand de Billy die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper verliehen. Der ganze Abend, den er davor geleitet hat, war eine Wonne, was das Orchester der Wiener Staatsoper betraf. De Billy rettete zweimal den Abend mit einem verlangsamten Tempo, damit der Chor – äußerst ungünstig positioniert in dieser Inszenierung – und das Orchester sich wieder gefunden haben. – Großartig – Bei den sängerischen Leistungen hielt er sich dezent im Hintergrund, hatte alle Einsätze präzisest in der linken Hand und war den Sängerinnen und Sängern ein perfekter Begleiter. Ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Jahren wieder ähnliche ausgezeichnete Aufführungen – bevorzugt im französischem Repertoire – geniessen dürfen.
John Osborn. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Die sängerischen Leistungen waren etwas durchwachsen. Der Hoffmann des John Osborn war allerdings tadellos. Sein hohes „C“ im Prolog der Ballade des Klein Zack, sowie am Ende des Epilogs (Cis) machen ihm allerdings zur Zeit niemand nach. Die Partie des Hoffmann ist in seiner Tessitura sehr anspruchsvoll (hoch gelegen) und ich habe schon einige Ausfälle im Guiletta Akt, was die Tenöre anbelangt, miterlebt. Großes Kompliment an Hr. Osborn. Hoffentlich bald wieder an der STOP zu erleben !
Die zweite sängerische Krone des Abends gebührt Serena Sánez, die als Olympia alle Erwartungen übertraf. Die erste Strophe ihrer Arie, zart, sehr differenziert in der Dynamik, toll gespielt, in der zweiten Strophe schoss sie ein Feuerwerk an Koloraturen ab, das an die Premieren Besetzung erinnert, die Fr. Sánez allerdings noch übertraf. Die vielen hohen „G’s“ die sie gesungen hat und die Darstellung – auch im Giuletta Akt – waren phänomenal.
Niklausse und Muse verkörpert von Alma Neuhaus waren schön stimmig gesungen, vor allem gut gespielt. Thomas Ebenstein in den vier Dienerrollen überzeugte durch Gesang und Schauspiel, ein Gustostückerl sein Franz mit der überaus komischen Nummer. Als Antonia war Nicole Car zu erleben, die mit durchschlagskräftigen Sopran ihre Rolle sang. Vielleicht wäre etwas mehr Dynamik und weniger Forte hier angebracht gewesen. Sehr gut auch Martin Hässler als Hermann / Schlémil.
Die vier Bösewichte von Alex Esposito trefflich dargestellt, gesanglich eher etwas gespalten, da Hr. Esposito sicherlich über eine blendend disponierte Bass-Bartion Stimme verfügt, im Olympia- und Antonia Akt sehr dämonisch wirkte, allerdings die hohe Tessitura im Giulietta Akt ihm doch zu schaffen machte, weshalb er auch in der Spiegelarie auf das hohe „G“ verzichtete und hinuntersang. (eine weise Entscheidung, war doch der Ton zuvor zuhören, etwas dünn, aber vorhanden !) Mein Sitznachbar hatte dies zu bemängeln, allerdings muss die hohe Lage des Stückes schon in Betracht gezogen werden und Hr. Esposito verfügt über ein sehr schönes Stimmmaterial.
Viele Bravos für Osborn, Sáenz und für Bertand de Billy beschlossen einen schönen Repertoireabend in der STOP.
Georg-Helmut Kaltenbacher