WIEN/ Staatsoper: „LE NOZZE DI FIGARO“ am 2.5.2017
Valentina Nafornita, Carlos Alvarez. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Nach langer Zeit hörte man wieder Carlos Alvarez als Figaro in Wien. Ein Figaro beider Opern, sowohl bei Rossini hervorragend, also auch bei Mozart. Es ist ein Freude, ihm zuzuhören und auch in der Darstellung eine perfekte Umsetzung des Rebellen Figaro, der sich mit Schlauheit und Menschlichkeit seinem Herren gegenüberstellt und ihn dann mit der Hilfe der Damen dumm aussehen lässt.
Adam Plachetka ist normalerweise Conte d`Almaviva mit Saft und Kraft. Muss ein Adeliger immer nur die „feine“ Seite zeigen, natürlich nicht. Plachetka zeigt das Gewisse „sich alles leisten“ zu können. Doch musikalisch ist er nicht so kräftig wie gewohnt, klang zumal etwas angeschlagen,(Witterung) dennoch sehr gut in der Diktion und singt auch feine Pianophrasen. Mit denen vermeint er die Damen zu betören und bleibt gewaltig übrig.
Als Contessa ist Guanqun Yu zu hören und sehen. Sie spielt diese Contesa entzückend, mehr noch naive Rosina denn gesetzte Contessa. Musikalisch ist sie stimmlich doch mehr Susanna, eine nette Stimme, nicht mehr. Auch „Operalia“ ist nicht immer eine Garantie für tolle Leistung.
Eine sehr beseelte Susanna ist man immer wieder von Valentina Nafornita gewöhnt. Diesmal war das leider nicht so. Nicht einmal bei der „Rosenarie“ gelang alles so, wie sich das die Künstlerin sicher vorstellte. Auch da die Frage, Witterung oder ein Wechsel zu einem anderen Gesangsstil. Auch in den großen Ensembles gelang manches nicht immer sehr schön und stilvoll. Nicht so ideal erscheint mir der Mezzosopran von Kate Lindsey für die Rolle des Cherubino. Eine etwas steife, nicht allzu schön timbrierte Stimme. Darstellerisch ist sie allerdings sehr gut in die Regie eingebunden.
Sorin Coliban konnte als Don Bartolo wieder voll mit Schlitzohrigkeit und schöner Stimme überzeugen. „Seine“ Marcellina wird von Ulrike Helzel etwas zuwenig matronenhaft umgesetzt, aber tadellos gesungen. Auffallend schön die Stimme von Pavel Kolgatin als Don Basilio. Es wäre schön, diesen jungen Sänger wieder einmal im einer größeren Rolle zu erleben, wie beispielsweise einmal als Nemorino, sang er diesen doch schon an der römischen Oper.
Als Antonio war wieder Igor Onishchenko erfreulich zu hören und auch als skuriller Darsteller zu sehen. Hila Fahima ist eine bezaubernde kecke Barbarina. Don Curzio wird von Leonardo Navarro mit schönen Timbre gestottert.
Adam Fischer konnte wieder als Mozart-Interpret voll überzeugen. Somit konnte man einen orchestralen nahezu perfekten Mozartabend erleben.
Der Chor unter Martin Schebesta war wie immer spiel – und sangesfreudig.
Elena Habermann