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WIEN/ Staatsoper: LE NOZZE DI FIGARO – innovativ und vielversprechend

23.11.2014 | Oper

Wiener Staatsoper: LE  NOZZE DI FIGARO: INNOVATIV UND VIELVERSPRECHEND. 22.11.2014

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Luca Pisaroni als Conte Almaviva. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Dass  der   44jährige  österreichische Dirigent Sascha Goetzel in die Kategorie „Hochbegabung“ gehört, hätte man auf Grund seiner Volksopern-Erfolge auch im Haus am Ring wissen können. Durch den abrupten Abgang von Franz Welser-Möst erhielt der ursprünglich  in Graz zum Geiger ausgebildete Musiker nun  eine Staatsopern-Chance, die er prompt zu nützen wusste. Die Nozze-Serie in der 2. Novemberhälfte wird vom Publikum gestürmt und  bejubelt, von der Kritik gelobt und hat hoffentlich Auswirkungen auf die Zukunft. Dabei macht es sich Sascha Goetzel, der  einst bei den Wiener Philharmonikern spielte, gar nicht leicht. Er nimmt die Mozart-Da Ponte-Oper zunächst fast kammermusikalisch-dezent. Und auch der Charakter der berühmtesten Arien von Figaro, Cherubin oder Gräfin sind in der Deutung von Goetzel und dem exzellenten Orchester der Wiener Staatsoper eher introvertierte Selbstgespräche als virtuose Arien. Aber dann in den Finalszenem vor allem des 2. und 4.Aktes – da mutiert dann die Musik zur großen Oper. Und die Theatralik ist Befreiung und Lebenslust.Mozart pur!Zum Glück stehen auch die entsprechenden Solisten zur Verfügung. Adam Plachetka ist ein junger,  komödiantischer Figaro, etwas derb und grob – aber  auch voll Liebe zum Detail. Seine Susanna, die Rumänin Anita Hartig, kann ihm perfekt Paroli bieten – sie ist lyrisch aber auch dramatisch; die Rosenarie wird zu einem Höhepunkt der Vorstellung. Wenn etwas fehlt, dann das unverwechselbare Timbre. Aber das gilt für fast alle. Zum Glück gehört auch  das Grafenpaar in die Kategorie I. Luca Pisaroni gibt den Grafen als etwas selbstverliebten Bruder des Don Giovanni. Sein Singen ist etwas unpersönlich, aber die erotische Ausstrahlung groß. Die beste Leistung kam von der Ukrainerin Olga Bezsmertna als Gräfin. In der ersten Arie ein Schwelgen im Piano-Rausch, kunstfertig in den Ensembles und dramatisch in der großen Arie. Hilde Güden ließ grüßen. Nicht wirklich mithalten konnte da der „Liebes-Schmetterling“. Rachel Frenkel ist ein netter aber zu unpersönlicher Cherubin, dabei sollte  der halbwüchsige Knabe doch das emotionale „Durcheinander“ bzw. den §tollen Tag“ auslösen. Immerhin standen mit Donna Ellen und Yongmin Park ein Luxus-Paar  Marcellina/ Bartolo zur Verfügung. Und Daniella Fally als Barbarina ist ohnedies  eine für mich unbegreifliche „Überbesetzung“ Warum nicht Daniela Fally als  Susanna?…Schwach hingegen der Antonio des Michail Dogotari, farblos der Basilio von Pavel Kolgatin, köstlich der Don  Curzio von Benedikt Kobel. Am Ende großer Jubel – und ich hoffe auf eine baldige Wiederbegegnung mit Sascha Goetzel in der Wiener Staatsoper.

Peter Dusek

 

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