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WIEN/ Staatsoper: LE NOZZE DI FIGARO

16.11.2014 | Oper

Wiener Staatsoper: 16.11. 2014– „LE NOZZE DI FIGARO“

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Luca Pisaroni. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Nun hat Luca Pisaroni auch in Wien den Wechsel vom Kammerdiener zum gräflichen Herrn vollzogen. Er ist ein junger Ehemann, bei dem schon bald nach der mit manchen Finten erreichten Hochzeit mit seiner „einzigen Liebe“ Rosina der Jagdinstinkt wieder erwacht ist und der des häuslichen Glückes schon überdrüssig ist. (Wie viele Jahre sind eigentlich zwischen dem Barbiere und der Nozze vergangen ? Sehr viele können es nicht sein.) Stimmlich bleiben kaum Wünsche offen, wenn auch beim Contessa, perdono etwas mehr Eleganz möglich wäre. Seine Gräfin ist Olga Bezsmertna, die ob der Entwicklung ihres Gatten innerlich wieder zur Rosina mutiert und mit Begeisterung daran arbeitet, ihm eine Falle zu stellen. Schon das Porgi amor, mit dem Mozart freundlicherweise die Partie beginnen lässt, gelingt hervorragend.

Die Gesangsbögen werden ganz ohne Druck modelliert, die Stimme klingt jung und ohne jede Schärfe. Mit Anita Hartig steht ihr eine ebenso gute Susanna zur Seite. Auch von der Erscheinung sind die beiden durchaus ähnlich genug, um die Verwechslungskomödie glaubhaft erscheinen zu lassen. Das wären allerdings auch der Graf und sein Diener Adam Plachetka. Er ist ein gro0er Komödiant, der schon in der ersten Szene mit seiner Bauanleitung für das Ehebett in leichte Verzweiflung gerät. Die dunklere Stimme setzt sich gut vom gräflichen Bariton ab und er vermag auch, die aggressiven Untertöne des aufbegehrenden Untertanen vokal umzusetzen. Seine spät gefundenen Eltern werden von der routinierten Donna Ellen und dem in dieser Partie debutierenden Jongmin Park gegeben. Der junge Bass kann dabei wieder seine rabenschwarze, gut geführte Stimme präsentieren. In dieser tenorarmen Oper ist Pavel Kolgatin ein schönstimmiger Basilio und Benedikt Kobel ein gut stotternder Curzio. Rachel Frenkel kann als Cherubino nicht an gro0e Vorgängerinnen anschließen, ist aber eine gute Hausbesetzung und Mihail Dogotari ein guter, versoffener Antonio. Normalerweise wird beim Figaro oft von einer Entdeckung bei der Barbarina berichtet, aber wenn diese Daniela Fally heißt, so hieße das wohl, Eulen nach Athen tragen.

Bei Pisaroni und Park kennzeichnet das Programm das Rollendebut am Haus. Bei den Dirigenten ist diese Sitte nicht üblich, aber Sascha Goetzel stand erstmals in einer Oper im Graben. Bislang hatte er ja nur vor 11 Jahren im Opernzelt Pinocchio dirigiert. Es stellt sich schon die Frage, warum bei Mozartpremieren alle möglichen (und unmöglichen) Spezialisten zurückgegriffen wird. Seine Interpretation ist klar, transparent und sängerfreundlich und das Orchester findet zu seinem Mozartklang. Vielleicht sollte man diesen Mann in zukünftigen Planungen stärker beachten ?

 NB: Es ist schon sinnvoll, dafür zu sorgen, dass auch junges Publikum an die Oper herangeführt wird. Ob es allerdings sinnvoll ist, das bereits im Säuglingsalter zu beginnen, darf ´bezweifelt werden. Wahrscheinlich hat das im zweiten Akt quengelnde Baby keinen sehr guten Einstieg gefunden. Klarerweise kann man Babies nicht wie Gepäckstücke an der Garderobe abgeben, aber vielleicht wäre es möglich, eine Betreuerin für eine Krabbelstube zu finden ?

Wolfgang Habermann

 

 

 

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