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WIEN/ Staatsoper:  „Le Grand Macabre“, Staatsoper, „Unmakabrer Makabrer“ „Tröt“ „TrÖt“ Trööt“ „TröÖöT“, „TRÖÖÖT -trotz Autohuben und Türklingeln

Wien/Staatsoper: LE GRAND MACABRE. Premiere am 11.11.2023

Wien/Staatsoper
 „Le Grand Macabre“, Staatsoper, „Unmakabrer Makabrer“ „Tröt“ „TrÖt“ Trööt“ „TröÖöT“, „TRÖÖÖT“ – trotz Autohuben und Türklingeln:
Wenn sich der Weltuntergang so harmlos gestaltet, wie die Staatsopern-Erstaufführung von György Ligetis „Le Grand Macabre“, dann muss man sich wirklich nicht vor ihm fürchten.

Ligetis Oper heißt nicht nur „Le Grande Macabre“, sie spielt auch mit dem „Makabren“ als wesentlichem Bestandteil eines opulenten Bürgerverschrecktheaters, dem zwar nichts heilig ist, das aber schlussendlich und sinngemäß mit einer therapeutischen Botschaft endet: Vergiss den Tod, erfreue dich am Leben! Ligeti hat beim Libretto auf einen Text von Michel de Ghelderode aus den 1930er-Jahren zurückgegriffen: Nekrotzar, der Große Makabre, steigt aus einem Grab, um „Breughelland“ den Weltuntergang zu bringen. Aber er scheitert mit diesem Ansinnen, weil er sich bis zur Besinnungslosigkeit besäuft.

Ligeti hat mit aller kompositorischer Kunstfertigkeit (gut-)bürgerliche Kunst- und Kulturansprüche durch den Kakao gezogen. Elemente der Hochkultur und der biblischen Apokalypse werden mit einer grellen Alltagswelt verschmolzen, „das Schöne, das Wahre, das Gute“ wird auf makabre Weise vom Thron gestoßen, um einer fast schon verzweifelt lebensbejahenden, epikuräischen Anarchie Platz zu machen. Der Große Makabre wird als Maulheld entlarvt, und was übrig bleibt, ist die fragile mystische Zeitlosigkeit der Liebe selbst, wie sie Amando und Amanda geschenkt ist…

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Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

…Der Abend endete mit starkem, dreizehn Minuten langem Schlussapplaus, sogar mit Ansätzen zum rhythmischen Klatschen. (Beim Regieteam brach der Applaus ein wenig ein.) Die Staatsoper hat also allen Grund, von einem großen Premierenerfolg zu sprechen. Das Haus war gut besucht, auch der Stehplatz, der Besucherschwund in der Pause hielt sich in engen Grenzen. (Gespielt wurde die von Ligeti in den 1990er-Jahren erstellte revidierte Fassung in deutscher Sprache. Es handelte sich erst um die dritte szenische Produktion auf Wiener Boden, nach dem Wiener Operntheater 1994 und der Neuen Oper Wien im Jahr 2012.)

PS: Das einzig „makabre“ an dieser Aufführung waren die Düfte vom vorbereiteten Premierenfeiernbufett, die sich bereits in der Pause ins linke Balkonfoyer zogen, und die mit dem typischen heißen Fettgeruch solcher Gelage je nach Disposition Hungergefühle oder Übelkeit erweckten.

http://www.operinwien.at/werkverz/ligeti/agrand2.htm

 

am 11.11. (Dominik Troger/www.operinwien.at)

 

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