Szilvia Vörös (Flora). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
WIEN/ Staatsoper: „LA TRAVIATA“ am 20.9.2018
Ein paar neue Gesichter im Ensemble bereicherten gestern den Abend. Wirklich aufhorchen ließ die schöne breite Mezzostimme von Szilvia Vörös als Flora Bervoix. Sie sang ihren kurzen Part eindrucksvoll und nicht zu überhören. Sie macht neugierig auf mehr. Die Rolle des Marchese d `Obigny sang – spielte erstmals Alexandre Beuchat. Der junge Bariton aus der Französischen Schweiz wechselte von der Volksoper an die Staatsoper. Auch er fiel positiv auf.
In der Titelrolle war Albina Shagimuratova zu hören und zu sehen. Am Anfang klang einiges zwar ein wenig schrill in der Höhe, wurde aber von Takt zu Takt besser. Sehr gut immer die angehauchten Piani. Ab dem zweiten Bild legte sie dann so richtig los. Ein Höhepunkt war sicher das Duett mit Germont pere. Die große Arie im vierten Bild wurde wunderbar gestaltet und ging somit unter die Haut. Ein seltsamer Glücksfall ist, dass die Künstlerin keine „Modellmaße“ hat. Zum ersten Mal musste das Kostüm für Violetta verändert werden und dies tat dem Gesamteindruck absolut gut. Simon Keenlyside als Germont pere ist Wohlklang pur. Die Stimme strömt wunderbar, die edle Pianokultur wird natürlich perfekt ausgespielt. Hervorragend das „ppp Decrescendo“ am Ende der Arie, genau wie es Verdi notierte. Darstellerisch gab er, wie auch alle anderen sein Bestes, und das ist nicht einfach bei diesem Unding an Inszenierung.
Simon Keenlyside (G. Germont). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Die Gestaltung des Alfredo von Pavol Breslik wollte nicht so recht in diese musikalische Umsetzung passen. Da vermisst man einige feine Zwischentöne, Piani und die Italianita in der Stimmfärbung. Schön und gütig klingend wie immer, Dan Paul Dumitrescu als Med. Rat Dr. Grenvile. Luxus ist Bongiwe Nakanis Annina. Die wenigen Takte sind so schön gesungen und die Spielfreudigkeit, sowie das Temperament ist enorm. Carlos Osuna als Gaston ist verlässlich, und alle anderen gut mit dabei.
Am Pult Evelino Pidò. Er versteht es, alles gut zusammen zu halten, nicht immer leicht , weil dieses nach allen Seiten offene Bühnenbild oft die doppelte Kraft der Akteure abverlangt. Er begann den Abend mit einem fast verträumten, sehr feinem lyrischen Vorspiel, ging dann schwungvoll, flott aber nie hetzend weiter. Immer voll Rücksicht auf alle Sänger.
Der Chor unter Thomas Lang war bemüht, spielte was verlangt wird, ebenso das Ballett, Begeisterung kam keine auf.
Wohl aber am Schluss, als das Publikum alle Beteiligten begeistert feierte.
Warum man mit einem Säugling am Arm in die Oper geht, um sie nach spätestens zehn Minuten wieder zu verlassen weil sich das (hoffentlich schlafende) Kind durch die Musik gestört fühlt, werde ich wohl nie verstehen!
Elena Habermann