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WIEN/ Staatsoper: „LA SONNAMBULA“, diesmal mit Pretty Yende

WIEN / Staatsoper: „LA SONNAMBULA“ – 9.9.2023 – diesmal mit Pretty Yende

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 Sechs Jahre lang stand Bellinis „La Sonnambula“ nicht mehr auf dem Programm der Wiener Staatsoper. Nunmehr wurde die Inszenierung von Marco Arturo Marelli aus dem Jahr 2001 wiederaufgenommen. Man kann zwar über die von Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ inspirierte Verlegung der Handlung in ein Sanatorium im Hochgebirge geteilter Meinung sein (vor allem die Schlüsselszene betreffend Aminas Untreue wird hier völlig unlogisch: im Originallibretto wird die Schlafwandlerin Amina schlafend im Zimmer des Grafen Rodolfo gefunden, in dieser Inszenierung jedoch liegt sie im Speisesaal am Boden, bedeckt vom Pelzmantel des Grafen, den dieser dort vergessen hat; das soll ein Beweis ihrer Untreue sein?), aber Marellis Produktionen sind wenigstens immer ästhetisch, was man von vielen Neuproduktionen der jüngsten Vergangenheit nicht immer behaupten kann.

In der Wiederaufnahme am 6. September hatte Pretty Yende abgesagt, da sie sich nach einer Erkrankung noch nicht fit genug gefühlt hat. In der nun hier besprochenen zweiten Vorstellung präsentierte sie sich jedoch dem Wiener Publikum erstmals als Amina: sie kam, sang und siegte. Mit ihrer großen, farbenreichen, warm timbrierten, in allen Lagen herrlich fließenden Stimme, glockenreinen Koloraturen und sicheren Spitzentönen sowie mit ihrer starken Bühnenpräsenz war sie eine ganz bezaubernde Amina, die in dieser Inszenierung nicht ein armes Dorfmädchen, sondern ein Dienstmädchen ist. Zu Beginn ist sie ein fröhliches und lebensfrohes Mädchen, dass sich auf die bevorstehende Vermählung mit Elvino (hier kein reicher Grundbesitzer, sondern ein Komponist, der den Verlust seiner Mutter betrauert) freut und nach dessen Zurückweisung dann in Melancholie versinkt. Aber nach Aufklärung der Umstände kommt es zur Versöhnung der Liebenden und Amina kann in der Schluss-Caballetta („Ah! Non giunge uman pensiero“) mit einem Koloraturfeuerwerk ihr Glück besingen. Pretty Yende hat für ihre fulminant gestaltete Schlussarie dann auch berechtigten Jubel geerntet.

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Javier Camarena, der in der ersten Vorstellung mit belegten und heiseren Höhen enttäuscht hat, war diesmal viel besser bei Stimme. Seine Auftrittsarie („Prendi: L’anel ti dono“) war von Zärtlichkeit und Zartheit geprägt, aber er kann auch kraftvoll singen und leidenschaftlich werden, vor allem, wenn Elvino im Finale des 1 Aktes vor Eifersucht rast. In der Arie zu Beginn des 2. Aktes („Tutto è sciolto: più per me non v’ha conforto“) dämpfte er seine Stimme, als wolle er versuchen den Schmerz zu unterdrücken. Es ist erfreulich, dass an diesem Abend die Höhen der voluminösen Stimme des mexikanischen Tenors wieder so strahlten, wie man es von ihm gewöhnt ist.

Roberto Tagliavini begeisterte als Conte Rodolfo nicht nur in seiner Auftrittsarie („Vi ravviso, o luoghi ameni“) mit einer wunderschönen Gesangslinie, rundem Timbre und sicheren Tiefen.

Die kleine, aber wichtige Partie der Teresa wird nicht oft so schön gesungen, wie an diesem Abend von Szilvia Vörös.

 Maria Nazarova hat die Lisa bereits 2017 gesungen und ich habe den Eindruck, dass ihre Höhen damals noch nicht so schrill und scharf geklungen haben wie diesmal.

Jack Lee als in die Wirtin (bzw. Hotelbesitzerin) Lisa verliebter Oberkellner (das Weiße Rössl lässt grüßen) und Johannes Gisser als Notar vervollständigen die Besetzungsliste.

Giacomo Sagripanti agierte am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper diesmal erfolgreicher als noch in der ersten Vorstellung. Während in der ersten Vorstellung viele Wackelkontakte zwischen Orchestergraben und Bühne festzustellen waren und man den ganzen Abend den Eindruck hatte, als wären sich der Dirigent und das Personal auf der Bühne (Chor und Solisten) über die Tempi nicht einig, so klappte die Koordination diesmal besser. (Umso unverständlicher ist es, dass er am Ende dieser zweiten Vorstellung lautstarke Buhrufe einstecken musste.)

Am Ende gab es viel Jubel für die Sänger. Am kommenden Mittwoch (13.9.2023) steht „La Sonnambula“ in dieser Besetzung noch einmal auf dem Spielplan. Man sollte diese letzte Aufführung nicht versäumen! Es gibt nur noch wenige Restkarten.

Walter Nowotny

 

 

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