WIENER STAATSOPER „LA FANCIULLA DEL WEST“
Emily Magee, Aleksandrs Antonenko. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Nach Belcantoschmelz vom Freitag gab es Samstag heftigen Verismo.
Puccinis Wildwestoper wurde speziell für die damaligen Amerikaner (die eingewanderten Europäer!) geschrieben, die den Goldrausch noch gut in Erinnerung hatten.
Heute ist es mehr Wildwestromantik a la Karl May (ohne Winnetou), leider in einer Umsetzung von dem Team Marelli – Niefind, die diese Romantik nicht zulässt, was allerdings die Geschichte des Stücks nicht besser macht.
Die musikalische Umsetzung durch Marco Armiliato am Pult war spannungsgeladener Versimo pur, auch mit Lautstärke, aber immer nur dann, wenn nicht gesungen wird.
Emily Magee als Minnie versteht die Goldgräberbande in Schach zu halten. Stimmlich sehr schön ausgewogen in allen Lagen, die Stimme ist perfekt geführt und wird auch bei den großen dramatischen Stellen nie schrill oder „übersteuert“. Jack Rance, der Sheriff, eine Art „Wildwest-Scarpia“ liegt Andrzej Dobber weit besser als die großen Verdi-Kantilenen. Sein eher trockener Bariton kommt in dieser Rolle gut an. Der nicht unsympathische Dick Johnson liegt Aleksandrs Antonenko besonders gut. Sein Tenor hat sich gewaltig ins Fach des Verismo entwickelt. Die Stimme ist sehr baritonal, die Höhen bombensicher, aber auch die Puccini-Lyrismen kommen nicht zu kurz.
Als Sonora konnte Boaz Daniel, der einzige der lange lyrischere Passagen hat, sehr gut gefallen.
Ilseyar Khayrullova fiel als Wowkle sehr positiv auf. (So begann die Weltkarriere der legendären Fiorenza Cossotto!)
Die Goldgräberbande sei allgemein gelobt!. Der Chor sang gut studiert und spielte ambitioniert.
Nachher gab es kurzen, aber herzlichen Jubel für den Dirigenten und das ganze Team.
Elena Habermann