WIEN/ Staatsoper: LA BOHÈME am 12 1.2022. Dritte Vorstellung der Serie
Enttäuschend: das Dirigat von Eun Sun Kim. Militärisch straff. Sauber exekutiert, wie man das vielleicht mag in San Francisco. Doch wenig flexibel. Starre Tempi. Und große, spiegelbildliche Dirigierbewegungen, welche das Staatsopernorchester zu entsprechendem Spiel animierte: an vielen Stellen zu laut; und zu grob. Verismo in Schwarzweiß. — Auch in der dritten Vorstellung gab es hörbar Koordinationsprobleme mit der Bühne, nachdirigierte Einsätze (vor allem bei den Chören im zweiten, aber auch im dritten Akt). Kein Vergleich mit den Arrivierten der Branche. (Schon gar nicht mit den Großen der Vergangenheit, und nicht nur in deren Studio-Produktionen.) Kims Leistung hielt nicht, was die Anpreisungen verheißen hatten…
» La bohème «, 2. Akt: Das Café Momus im Bühnenbild von Franco Zeffirelli und den Kostümen von Marcel Escoffier. © WIENER STAATSOPER GMBH/MICHAEL PÖHN
….Die wahre Großtat des von manchen verächtlich als » Tanker « bezeichneten Hauses in diesen Wochen: bei den Abenden keine Kompromisse einzugehen. Eine Produktion wie La bohème mit Chor, Extrachor, den Kindern der Opernschule und der Komparserie auf die Bühne zu wuchten; — anstatt mit zugespielten Chören und dezimierten Partituren zu arbeiten wie andernorts.
Sie sind mir kostbar geworden, diese Stunden (fast) uneingeschränkter Normalität.
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Thomas Prochazka/ www.dermerker.com