Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/Staatsoper: NABUCCO

Neuer Wein in alten Schläuchen

06.12.2018 | Oper


Szilvia Vörösz, Ain Anger. Copyright: Wiener Staatsoper Pöhn

WIEN/ Staatsoper: NABUCCO am 6.12.2018

Neuer Wein in alten Schläuchen

Da diese Produktion aus dem Jahr 2001 in der 150-jährigen Geschichte des Hauses die einzige Realisierung dieser Oper ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es sich um die beste Inszenierung dieses Werkes aller Zeiten an der Staatsoper handelt. Das diese 76.Aufführung in dieser Inszenierung nicht zu den Spitzenabenden zählte, liegt zu einem großen Teil im Orchestergraben. Paolo Carignani ließ bereits nach 9 Takten keinen Zweifel daran, dass er nicht bereit ist,  irgendeine akustische Schmerzgrenze zu akzeptieren. Das dort notierte Fortissimo war ohne Ohrenschutz fast nicht mehr erträglich.

Diese Einstellung war aber für Liudmyla Monastyska sozusagen der Freibrief für einen Parforceritt durch die eigentlich unsingbare Rolle. Der Sängerin der Uraufführung, Giuseppina Strepponi, die als erste diese Strapazen auf sich genommen hatte, fühlte sich Verdi ja offensichtlich so zu Dank verpflichtet, dass er sie später heiratete. Die Rolle erfordert eigentlich mindestens zwei Stimmen: einen pastos klingenden Mezzo und einen agilen Koloratursopran. Die Weißrussin entschied sich dafür, mit möglichst lauten Höhen zu prunken, aber sobald sie mit weniger Druck auf die Stimme arbeitete und sich im Piano versuchte, verfiel sie in ein heftiges Vibrato. Dieses war zwar nicht ganz so stark, wie das von Ain Anger als Zaccaria, was aber nur ein schwacher Trost ist. Vermehrte Wagnerpartien sind wohl nicht unbedingt eine Hilfe auf dem Weg zu einem Basso cantante. Erstmals am Haus war Luca Salsi zu hören. Er ließ sich wenigstens nicht von den Lautstärke-Orgien anstecken und konnte mit einem sauber gesungenen Dio di Giuda gefallen. Dass mitten in der Arie bei rischiarata è l’egra mente der  Luster eingeschaltet wurde, war kein Regieeinfall, sondern ein Hoppala, das erst vor wenigen Wochen auch in der  Rusalka passierte.

Der musikalische Höhepunkt war eigentlich das kleine Arioso der Fenena Oh dischiuso è il firmamento der für Margerita Gritskova eingesprungenen Szilvia Vörös, wenn man vom „Wunschkonzert“-Chor Va pensiero absieht, den der von Thomas Lang einstudierte Chor der Staatsoper perfekt gestaltete. Der junge Südafrikaner Lukhanyo Moyake als Ismaele konnte in dieser Umgebung vielleicht noch nicht sein Potential zeigen, vielleicht war auch die Nervosität zu groß. Da konnte Leonardo Navarro in der kleinen Partie des Abdullo besser gefallen. Einen echten Luxus leistet sich die Oper mit der Besetzung der Anna durch Olga Bezsmertna., während Ayk Martirossian einen unauffälligen Oberpriester gab, der im Schlussbild nur mit einem üblen Ringertrick durch Leonardo Navarro zu Fall gebracht werden kann.

Wolfgang Habermann

 

Diese Seite drucken