Wiener Staatsoper: 24.03.2025 SO „Iolanta“-Premiere
Sonya Yochcheva beim Schlussapplaus
So geht es auch: Man nehme ein zu Unrecht selten gespieltes Werk eines großen Komponisten (das Libretto stammt von Tschaikowskys Bruder Modest), man lasse einen Regisseur, der eine Märchenoper nicht zur Unkenntlichkeit verhunzt (Evgeny Titov) eine grundsolide Inszenierung auf eine bunte Bühne – grüner Hügel mit Blumen (Klein-Bayreuth?) – (Rufus Didwiszus), nebst schönen Kostümen (Annemarie Woods) arbeiten, und schon sind ein paar Erfolgsgaranten gegeben. Das Happy-End: Die blinde Tochter des Königs wird geheilt und der fremde Prinz wird Schwiegersohn des Königs. In einer tragischen Version könnte einiges schiefgehen, etwa dass die Königstochter eigentlich einem anderen Mann versprochen ist. Aber dieser hat selbst andere Heiratspläne, sodass es zu keiner Komplikation kommen kann.
Die Musik ist wunderbar romantisch, aber im Finale auch packend imposant wuchtig. Das Orchester spielte unter der sehr kompetenten und aufmerksamen Leitung des Dirigenten Tugan Sokhiev – seine erste Premiere an der Staatsoper – hervorragend. Sonya Yoncheva war eine ausgezeichnete Iolanta. Ihr warm timbrierter Sopran mit sicherer Höhe passte ideal zu dieser Rolle. Dmytro Popov sang ihren Retter, den Grafen Vaudemont mit viel Temperament, seine Stimme begeisterte in den lyrischen Momenten, aber auch seine Spitzentöne kamen sicher und strahlend. Boris Pinkhasovich war ein ausgezeichneter Robert, auch er konnte mit kräftigem Bariton gefallen. Die kleine Rolle des Almerik (Waffenträger des Königs) bot Daniel Jenz die Gelegenheit, seine vielversprechende Tenorstimme zu präsentieren. Monika Bohinec sang die Marta mit gewohnt trefflicher Stimme. Auch Maria Nazarova als Brigitta konnte mit ihrem hellen Sopran reüssieren. Ivo Stanchev als gestrenger Vater Rene, Attila Mokus als heilender Engel Ibn-Hakia und Simonas Strazdas als Bertrand komplettierten das hervorragende Ensemble. Der Jubel des Publikums war groß und berechtigt.
Dass man das Leading Team feierte, war verdient. Ein allzu seltenes Erlebnis.
Johannes Marksteiner