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WIEN/ Staatsoper: IL TROVATORE – letzte Netrebko-lose Vorstellung der Serie

14.09.2017 | Oper

13.09.2017   Staatsoper Wien:    „Il Trovatore“

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George Petean (Luna). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Auch abseits des Starrummels um die große Diva findet Oper statt. Das ist gut so, denn man wird der vielen Superlative – berechtigte wie unberechtigte – müde, man will sich wieder ganz und gar auf die Musik und alle Protagonisten konzentrieren. Diesfalls in einer Aufführung des „Trovatore“, dem Reißer der Operngeschichte schlechthin.

Die Inszenierung  von Daniele Abbado hat schon viele nicht begeistert, ausgenommen die üblichen Verschiebungen von Zeit und Raum ist ihm nicht wirklich Originelles eingefallen. Das Einheitsbühnenbild von Graziano Gregori, ein Dorfplatz in der Provinz, die Palastfassade eines sehr verarmten Landedelmannes und eine zeitweise abgedeckte Hinterbühne sorgt für trostlose Stimmung. Die Kostüme (Carla Teti) passen zur tristen Stimmung, einzig Leonore darf auch einmal in Weiß erscheinen. Die Personenführung besteht darin, dass die Solisten das Heil in der Rampe suchen, zu sehr hat man den Bühnenraum mit allzu vielen Menschen befüllt, die nicht unbedingt notwendig wären. Manche Szene wirkt unfreiwillig komisch, etwa wenn Luna zu seinen Mannen sagt, sie mögen sich „im Schatten der Buchen verstecken“, wo doch hier nicht einmal der kleinste Grashalm zu sehen war. Für uns alte, konservative Opernfreunde gibt es nun einmal wenig Ersprießliches zu finden.

Über all das könnte man hinwegsehen, wenn der musikalische Teil ansprechendes Niveau gehabt hätte. Den undankbarsten Part hatte Maria José Siri als Leonora. Man merkte vor allem in ihrer ersten Arie die Nervosität an, nur als zweite Wahl zu gelten, was ihre Leistung ziemlich trübte. Ihr kräftiger Sopran hat wohl die erforderliche Sicherheit bei hohen Tönen, in der Mittellage klang ihre Stimme stumpf und farblos. Den Manrico sang Yusif Eyvazov, dessen Vorzüge nicht in der noblen Phrasierung und in großer Stimmschönheit zu suchen sind. Sein kräftiger Tenor sprengt alle Ketten, aber Kraft allein ersetzt nicht Technik, zu unausgewogen klingt seine Stimme selbst innerhalb einer Arie, makellose Intonation ist auch nicht seine Stärke. Bei der Stretta hätte sich ein großer (aber auch umstrittener) Tenor der Vergangenheit im Grab umgedreht, da versöhnten nicht einmal die unsauber gesungenen Cs. George Petean war als Luna keine Luxusbesetzung, sein Kavaliersbariton ist für diese Rolle nicht ideal, er musste allzu stark forcieren, da fehlte es dann am eigentlich bei ihm typischen Wohlklang. Bleibt Luciana d’Intino als Azucena. Hier konnte man eine reife und routinierte Bühnenpersönlichkeit erleben, die in ihrer Rolle alles gab, was man erwarten darf: Lyrische Momenten, kräftige, temperamentvolle Ausbrüche und am Ende die Resignation, die sie stimmlich sehr gut zum klingen brachte.

Jongmin Park war ein sehr guter Ferrando mit markantem Bass. Die kleinen Rollen waren mit Simina Ivan (Ines) und Jinxu Xiahou (Ruiz) gut besetzt.

Marco Armiliato war ein sicherer Leiter des aufmerksam und gut spielenden Orchesters. Die Choreinsätze waren zum Teil etwas schlampig.

Das nicht ganz gefüllte Auditorium spendete viel Applaus, den in diesem Ausmaß eigentlich nur die Direktion für die Installation der neuen Displays verdient hat.

Johannes Marksteiner

 

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