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WIEN/ Staatsoper: IL TROVATORE. „Leonora auf Wienbesuch“

Wien/Staatsoper
5.2.2025  „Il trovatore“, Staatsoper, „Leonora auf Wienbesuch“

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Clementine Margaine (Azucena). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Der „Troubadur“ ist im neuen Jahrtausend zu einem raren Gast auf der Staatsopernbühne geworden. Zuerst wurde die Oper sechszehn Jahre lang überhaupt nicht gespielt und dann ist die Neuproduktion von 2017 bereits nach zwei Jahren wieder vom Spielplan verschwunden – bis zur aktuellen Wiederaufnahme am letzten Sonntag.

Die zweite Aufführung der Wiederaufnahme überraschte gleich mit einer neuen Leonora. Rachel Willis-Sørensen ist für die erkrankte Maria Agresta eingesprungen – und das offenbar recht kurzfristig, wie die Sängerin selbst auf Instagram ihren Followern mitgeteilt hat. (1) Willis-Sørensen ist derzeit eine viel beschäftigte Leonora, hat die Partie erst im Herbst an der New Yorker Metropolitan Opera gesungen. Derzeit weilt sie bei Proben für eine „Trovatore“-Serie in London. Die Sängerin ist laut Online-Spielplan der Staatsoper auch für den 8. Februar angesetzt. Für die vierte Vorstellung wird Marina Rebeka als Ersatz für Maria Agresta angegeben.

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Artur Rucinski (Luna). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Den Grafen Luna verkörperte Artur Rucinski. Der Sänger hat die Partie bereits 2013 (!) im Theater an der Wien gesungen – doch erst mit dieser „Il trovatore“-Serie gab er sein Hausdebüt an der Staatsoper. Prüfstein für jeden Luna ist das „Il balen del suo sorriso“ – dem mehr an gesanglicher Geschmeidigkeit und sinnlichere Timbrefülle gut getan hätte. Sein Bariton klang mir dafür zu trocken: Er wirkte insgesamt mehr wie ein etwas raubeiniger „Kerl“ mit intrigantem Einschlag, wenn man es so umschreiben darf. Dass ich seinen Luna 2013 durchaus mit „Noblesse“ verknüpft habe, ließ sich für mich nicht mehr nachvollziehen, möglicherweise hat sich hier das einst reichhaltigere Timbre schon etwas abgeschliffen?

 Vittorio Grigolo verfügt über keinen Tenor, der mit metallisch unterlegten Acuti die Stretta zum „Reißer“ macht. Eindrucksvoller gelangen zum Beispiel die Szenen mit Azucena, wo Grigolos sonnengereifter Tenor – mit leicht melancholischem Farbton abgemischt – überzeugend und vom Sänger gut gezügelt zur Geltung kam. Seine finale Eifersucht gegenüber Leonora setzte er dann zwar etwas überzeichnend in Szene, aber Grigolo möchte, so hat man den Eindruck, dass das ganze Auditorium genauso für die Oper brennt wie er selbst. Beim Schlussbeifall war er wieder ganz „Animateur“, forderte das Publikum gestisch mehrmals zu stärkerem Applaus auf – und schließlich wurden es auch rund sieben Minuten.

http://www.operinwien.at/werkverz/verdi/atroubad7.htm

 

Dominik Troger/ www.operinwien.at

 

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