WIENER STAATSOPER: „IL BARBIERE DI SIVIGLIA“ am 6.9.2017
Marco Caria. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
In der unverwüstlichen Günther Rennert-Inszenierung, der auch „Einfälle“ von Richard Bletschacher nichts anhaben konnten, lief die Vorstellung eigentlich wie am Schnürchen ab.
In der Titelrolle agierte Marco Caria, dessen Stimme immer mehr an Gewicht gewinnt, blendend in der Umsetzung mit vielen eigenen Ideen und witzigen Gesten. Die Auftrittsarie gelang fulminant und er blieb bei einer tollen Leistung. Der junge Rumäne Ioan Hotea war ein ebenbürtiger Partner als Almaviva. Eine angenehm timbrierte Stimme eines Tenore di grazia mit sicherer Höhe und enorm guten Stilgefühl und ebensolcher Pianokultur. Er war auch ein guter Spielpartner und immer für launige Späße zu haben. Schade, dass er die große Bravourarie nicht gesungen hat. Als Bartolo konnte wieder Paolo Rumetz nicht nur mit schöner Stimme überzeugen, sondern es ist auch ebenso zu bewundern, wie er sich immer mehr die Figur aneignet und immer mehr kleine komödiantische Einfälle bieten kann. Stimmgewaltig ist der Don Basilio von Sorin Coliban. Auch er spielt und singt dieses verschlagene Schlitzohr erstklassig und trug viel zum Erfolg des Abends bei. Die Rosina wird von Rachel Frenkel sicher und ordentlich gesungen, mit dem Humor aber ist die Dame nicht sehr gesegnet.
In den kleine Rollen konnte besonders Igor Onishchenko als Fiorello gefallen, Marzellina war Simina Ivan, Oleg Zalytskiy sang schön den Offizier. Köstlich spielte Jaroslav Pehal den doofen Ambrogio.
Paolo Rumetz, Sorin Coliban. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Marco Armiliato spielte lockeren Rossini genauso brillant wie zwei Abende zuvor Verdis düsteren „Trovatore“. Der „Soldatenchor“ unter Martin Schebesta gab wieder sein Bestes und war wie immer in dieser Inszenierung „locker vom Hocker“.
Elena Habermann