Adam Plachetka, Venera Gimadieva. Copyright: Wiener Staatsoper/ Ahley Taylor
Wiener Staatsoper: 10.01.2018 „I Puritani“
Groß war die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Bellinis selten gespieltem Meisterwerk. Ebenso groß die Enttäuschung am Ende. Man könnte abergläubisch werden, wenn man schon zu Beginn falsche Bläsertöne zu hören bekommt, als schlechtes Omen für weitere Missgeschicke. Das erste war, ein ziemlich willkürlich zusammengewürfeltes Ensemble auf die Bühne zu stellen, und zu hoffen, dass alles klappt. Irrtum Nummer eins: Adam Plachetka als Riccardo Forth. Ihm fehlt viel zu einem Belcanto-Sänger. Seine Stimme hat nicht die Geschmeidigkeit, eine der vielen wunderbaren Melodien ohne Kraft und Vibrato zu singen. Auch das Duett mit Giorgio – eine Garantie für Temperament und Wohlklang – war ein Langweiler. daran war allerdings auch das schleppende Tempo des Orchesters schuld. Irrtum Nummer zwei: Venera Gimadieva als Elvira. Diese Rolle ist natürlich vorbelastet mit dem Schatten einer unerreichten Sangeskollegin, dennoch müsste erste Voraussetzung ein Mindestvolumen an Stimme sein, um auch in Massenszenen noch über die Rampe zu kommen. Aber auch bei ihren Arien hatte man das Gefühl, sie spart ihre Kraft für die Spitzentöne auf, während die Mittellage recht blass und dünn klang. Zu früh die falschen Rollen zu singen, hat schon manche Karriere ruiniert, ehe sie richtig begonnen hat. Irrtum Nummer drei: Dmitry Korchak als Arturo. Auch hier geistern vergangene Größen im Ohr, und machen unzufrieden mit einem hochtalentierten Sänger, der beachtliche Höhen schafft – in dieser Oper ist das leider zu wenig – , der durch Spielfreude und Temperament auffällt, dessen Stimme aber nie ganz frei strömt, sondern in der die Angst vor der Extremnis mitschwingt, als self-fullfilling prophecy.
Irrtum Nummer vier: Evelino Pido gilt als einer der besten Dirigenten des Belcanto-Faches. An diesem Abend ließ er die Zügel allzu sehr schleifen. Für die schlechte Abendverfassung der Bläser kann er nichts, aber dass man einen Sänger mit übertriebener Tempobremse bis zur Verzweiflung treibt – etwa bei der Auftrittsarie des Arturo -, sollte nicht sein. Auch der Kontakt zum Chor war wenig zufriedenstellend, zu viele unsaubere Einsätze trübten den Klang.
Bleibt ein sehr weißer Rabe, der Lichtblick des Abends: Jongmin Park als Giorgio. Da passte alles, ein samtweicher Bass, sonorer Klang, wunderbare Stimmführung. Er drückte dem Abend seinen Stempel auf. Dennoch, viel Freude bereitete diese Aufführung nicht
Johannes Marksteiner