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WIEN/ Staatsoper: GUILLAUME TELL – nach 19 Jahren wieder im Repertoire

Wiener Staatsoper:   „Guillaume Tell“ am 8.3.2024

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Roberto Frontali (Tell), Maria Nazarova (Jemmy). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Nach einer beträchtlichen Pause von 19 Jahren hat sich dieses Meisterwerk Rossinis wieder einmal einen Platz im Repertoire erkämpft. Mit vollem Recht, denn eine Oper mit diesen Qualitäten sollte eigentlich nicht im Fundus verräumt werden.

Schon die Ouvertüre war vielversprechen, Bertrand de Billy dirigierte das ausgezeichnet disponierte Orchester mit viel Temperament und kluger Dosierung der Lautstärke – die Versuchung, kräftig über dir Stränge zu schlagen, besteht immer. Die Inszenierung von David Pountney, die bei der Premiere vor einem Vierteljahrhundert heftig belästert wurde, sieht heute brav und bieder aus. Ein paar Tricks schaffen Klarheit, worum es wo und wann geht. Auch die bunten Kostüme von Richard Hudson hinterlassen einen guten Eindruck. Alle Schurken sind auch akustisch von den Guten unterscheidbar, es bleibt kein Wunsch offen.

Das gilt auch für das hochklassige Ensemble. Tell wurde von Alberto Frontali mit mächtiger, nicht immer schöner Stimme verkörpert. Die schwere Partie des Arnold war bei John Osborn in besten Händen. Sein geschmeidiger Tenor schaffte die Höhen bombensicher, die Mittellage wäre noch ein wenig ausbaufähig. Lisette Oropesa sang die Matilde mit viel Gefühl, wunderschönem Timbre und sicherer Höhe. Auch Maria Nazarova war als Jemmy bestens disponiert, ihr heller Sopran war ein Ohrenschmaus. Erneut aufhorchen ließ Ivan Ayon Rivas als Ruodi, er ist noch als Lenski im Vorjahr in bester Erinnerung. Jean Teitgen erfüllte als Gesler aller Anforderungen der Rolle, kräftige Stimme, aber wenig einnehmende Stimmfarbe. Monika Bohinec sang die Hedwige mit gewohnt souveräner Stimme. Gediegen Leistungen erbrachten auch Evgeny Solodovnikov als Mectal, Carlos Osuna als Rodolphe und Stephano Park als Walter Fürst.

Der Jubel des Publikums war groß und berechtigt. Ein sehr langer Opernabend der Superklasse.  

Johannes Marksteier

 

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