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WIEN/ Staatsoper: GON GIOVANNI. Leporello schaukelt den Laden

Wien/ Staatsoper
 „Don Giovanni“, Staatsoper, „Leporello schaukelt den Laden“. 16.4.2024

Ein noch sehr junger Don Juan und ein erfahrener Leporello prägen die aktuelle Aufführungsserie des „Don Giovanni“ an der Wiener Staatsoper: eine etwas ungleichgewichtige „Beziehung“, die die Aufführung nicht so recht zu beleben vermochte.

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Andrzeij Filonczyk, Christopher Maltman. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Die Neuinszenierung des Staatsopern-„Don Giovanni“ von Barrie Kosky aus dem Dezember 2021 hat es inzwischen auf 25 Vorstellungen gebracht. Die Premierenbesetzung Kyle Ketelsen (Don Giovanni) und Philippe Sly (Leporello) hat die Produktion zwei Saisonen lang beherrscht. Die beiden haben sich wie zwei „Blutsbrüder“ gezankt, gehaut und „geliebt“ – Leporello in psychischer, womöglich auch erotischer Abhängigkeit von seinem Herrn.

Davon war an diesem Abend wenig zu spüren. Als Don Giovanni entwickelte der polnische Bariton Andrzej Filonczyk zu wenig Überzeugungskraft – und Christopher Maltman, selbst über viele Jahre ein bedeutender Vertreter der Titelpartie, hat seinen Leporello ganz „konventionell“ als buffonesk eingefärbtes, humorvolles Rollenporträt präsentiert: selbstbestimmt, launig, verschmitzt. Er gab im Gegensatz zum Regiekonzept alles andere, als einen labilen Jugendlichen, sondern einen „gestandenen“ Diener, der in der Registerarie Donna Elvira die Eroberungen Don Juans mit süffisantem Genuss „serviert“. Maltman ließ eine kräftige Stimme hören, setzte sie prägnant und wortdeutlich ein, und es wäre ihm ein Leichtes gewesen, mit seiner spielerischen und gesanglichen Präsenz die Rolle seines Herrn zu usurpieren…

...Der dankbare Schlussapplaus zählte rund sechs Minuten. Das Publikum war wieder sehr stark touristisch durchsetzt, nach dem ersten Teil der Registerarie wurde kurz hineingeklatscht. Stammpublikum war zumindest auf der Galerie rar gesät.

PS: Die Erwähnung Lord Byrons ist eine anlassbezogene Huldigung des „enfant terribles“ der englischen Literatur, ist er doch am 19. April 1824 – also ziemlich genau vor 200 Jahren – verstorben.

http://www.operinwien.at/werkverz/mozart/adong37.htm

Dominik Troger/ www.operinwien.at

 

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