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WIEN/ Staatsoper : GÖTTERDÄMMERUNG zum Ring-Finale

28.6.2025- „Götterdämmerung“- Wiener Staatsoper

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Foto: W.Oswald

„Im kühlen Schatten rauscht‘ ein Quell, Weisheit raunend rann sein Gewell; da sang ich heil‘gen Sinn. Ein kühner Gott trat zum Trunk an den Quell; seiner Augen eines zahlt‘ er als ewigen Zoll…“

Das Ende von Richard Wagners fabelhafter Ring-Tetralogie war mit der „Götterdämmerung“ fulminant an der Wiener Staatsoper zu erleben. In der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf, der sehr stark den Regie-Fokus auf die Persönlichkeitscharakteristik richtet und die Düsternis und Endzeitstimmung der „Götterdämmerung“ in perfekter Symbiose mit der Musik inszenatorisch verwirklicht, ermöglichte einen faszinierenden Abschluss von Richard Wagners genialem Monumentalwerk. Im dezenten Bühnenbild von Rolf Glittenberg und den schlichten Kostümen von Marianne Glittenberg wurde umso mehr die Konzentration auf die Personenführung gelenkt. Sehr beeindruckend waren am Ende der Aufführung die Videoprojektionen auf die Leinwand der Wiener Staatsoper in spannungsreicher Einheit mit der Musik, um sowohl musikalisch als auch optisch den „Ring des Nibelungen“, sozusagen im „Zeitraffer“, Revue passieren zu lassen. Das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper unter der phänomenalen, musikalischen Leitung von Philippe Jordan (sein letztes Dirigat als Musikdirektor der Wiener Staatsoper) präsentierte eine enorm spannungsreiche, wohldosiert wuchtige, fein durchdachte, pointiert differenzierte und machtvolle Umsetzung des Wagner‘schen Oeuvres!

Andreas Schager erbrachte als Siegfried erneut eine phänomenale Leistung, wie schon in „Siegfried“! Fulminante Spitzentöne, unerschöpfliche Stimm- und Ausdruckskraft, enorme Intensität sowie authentische Rollenidentifikation. Clemens Unterreiner verlieh dem Gunther verlässliche Präsenz, stimmliche Überzeugungskraft und Authentizität. Samuel Youn konnte als Hagen nicht überzeugen. Unangenehme, gewollte Verfärbungen der Stimme, um noch unheimlicher zu wirken. Zu wenig stimmliche Strahl- und Durchsetzungskraft, die dieser Rolle den besonderen Reiz verleihen würden. Beim Schlussapplaus mußte er als Einziger Buhs einstecken. Jochen Schmeckenbecher war ein wohlklingender, präsenter Alberich. Anja Kampe ließ sich zu Beginn der Vorstellung wegen eines Infekts ansagen und bat das Publikum um Nachsicht, falls sich der Infekt in ihrer Stimme bemerkbar machen sollte. Mit bewundernswerter Durchhaltekraft, Konzentration und gekonnter Stimmtechnik, meisterte sie, trotz der erschwerten Umstände, bravourös die anspruchsvolle Rolle der „Götterdämmerung“-Brünnhilde. Regine Hangler präsentierte eine durchschlagskräftige um Authentizität bemühte Gutrune. Szilvia Vörös gestaltete enorm spannend, stimmlich souverän und pointiert Brünnhildes Walküren-Schwester Waltraute. Die drei Nornen, Monika Bohinec (Erste Norn), Szilvia Vörös (Zweite Norn), Regine Hangler (Dritte Norn) beeindruckten durch Stimmgewalt, Homogenität sowie Aussage- und Ausdruckskraft. Verführerisch, akzentuiert und biegsam die drei Rheintöchter, Ileana Tonca (Woglinde), Isabel Signoret (Wellgunde), Stephanie Maitland (Flosshilde). Hervorragend der Chor und Extrachor (Choreinstudierung Thomas Lang) und das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper.

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Foto: Martin Schaffer

Langanhaltender, wohlverdienter, frenetischer Jubel beendete eine mitreißende Aufführung, die ein wahrhaftes Wagnererlebnis gewährleistete!

 

Marisa Altmann-Althausen

 

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