15.6.2025: „GÖTTERDÄMMERUNG“ – Wagner-getreuer geht’s nicht!
Quelle: Wikipedia
Beginnend an diesem Sonntag um 16,30 Uhr bei hochsommerlicher Temperatur, mit zwei viel zu kurzen Pausen, vor allem für die Besucher des ausverkauften Hauses, die da kaum ein bisschen Speis und Trank zu sich nehmen konnte. Aber offensichtlich nicht für sämtliche Mitwirkenden, die allesamt für ein wahres Wagner-Fest sorgten!
Da gab’s keine Probleme für die vom Dichter-Komponisten geforderte Stimmkraft oder für die Länge der riesigen Hauptrollen. Und Philippe Jordans „musikalische Leitung“ war ein wahres – 5 ½ stündiges – Wagner-Fest. Sensibelst auf alle Sänger eingehend, sodass sie ihre Gefühle und Gedanken gut vernehmlich und nachfühlbar dem Publikum vermitteln konnten und alles „göttliche“ Fehlverhalten menschlich begreifbar wurde, durften auch alle Meister-Musiker hochemotional und wunderschön das Bühnengeschehen sozusagen auf Händen tragen. Keinen Moment ließ die Spannung nach und die oft – von Wagner geforderte Lautstärke tat unseren Ohren nie weh, weil sie ja einfach etwas aussagte. Ein paar Hornkiekser zu Beginn des 3. Akts wurde mit freundlichem Gelächter aus dem Zuschauerraum quittiert… Die 28. Aufführung in der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf (Bühne: Rolf Glittenberg, Kostüme: Marianne Glittenberg) überraschte langjährige Stammbesucher einmal mehr mit den musikgerechten Naturschauplätzen sowie passender Beleuchtung und regte wohl auch Erstbesucher zur Wiederkehr an.
Andreas Schager dürfte für den Siegfried geboren sein. Ein Naturbursche, ja, aber göttlicher Herkunft, wie seine verständnisvolle Wiedergabe des keinesfalls anspruchslosen Wagner-Textes beweist. Seine tenorale Souveränität und Stimmschönheit lassen uns nie daran denken, dass dies eine schwierige Partie sein könnte. Seine Ermordung, der tödliche Zusammenbruch und zuletzt der Verbleib des Toten im hölzernen Schiff wäre auch filmisch akzeptabel. Die deutsche Sopranistin Anja Kampe steigerte sich als Brünnhilde im Verlauf des Abends vokal glaubwürdig bis in ihre imaginierte finale Vereinigung mit dem geliebten Helden. Clemens Unterreiner als Gunther und Jochen Schmeckenbecher als Alberich überzeugten ebenfalls in ihren Rollen. Auch der aus Seoul stammende Bassbariton Samuel Youn (vor einigen Jahren hat er in Bayreuth den Holländer mit großem Erfolg gesungen und gehört seit ca 20 Jahren dem Ensemble der Kölner Oper an, wo er fast alle Partien seines Stimmfaches gesungen hat) als auch optisch grausam erscheinender Hagen. Die Ensemblemitglieder Regine Hangler (Gutrune), Szilvia Vörös (Waltraute), Monika Bohinec und Regine Hangler als Nornen sowie Ileana Tonca, Isabel Signoret und Stephanie Maitland (Woglinde, Wellgunde, Flosshilde) ließen auch nichts zu wünschen übrig. Gewaltig der Eindruck der Chorszenen der von Hagen im 2. Aufzug einberufenen Gibichsmannen (Einstudierung: Thomas Lang), nicht zuletzt, weil dessen Auftreten aus dem dunklen Hintergrund in passenden einheitlichen Kostümen für eine überraschende optische Abwechslung sorgt.
Dass die beiden „Ring“-Zyklen dieser Saison für den Musikdirektor seine letztmaligen Dirigate am Hause sind, mag uns nicht so ganz glaubwürdig erscheinen …
Sieglinde Pfabigan