Wiener Staatsoper: 15.6.25 „Götterdämmerung“, Staatsoper
„Siegfrieds Ring“
(Dominik Troger)Der erste Durchgang des „Rings“ ist absolviert. Die „Götterdämmerung“ wurde seitens des Publikums mit rund elf Minuten langem Schlussapplaus bedacht. So viel lässt sich aber jetzt schon resümierend sagen: Es war der „Ring“ des Andreas Schager.
Bereits sein Abschied von Brünnhilde im Vorspiel geriet zu einem Höhepunkt der ganzen Aufführung. Die von Richard Wagner eingeforderte Ergriffenheit loderte in ihm und in Brünnhilde und verband sich zu einer flammenden Liebeserklärung: „Heil dir Brünnhilde, prangender Stern / Heil dir Siegfried, siegendes Licht“ – und das Orchester spielte rauschend dazu und so taumelte der Held liebestrunken und weltbegierig hinab zum Rhein und setzte mit seinem Schifflein an zu munterer Fahrt.
Bei den Gibichungen hat Siegfried dann noch ein bisschen pubertär rangelnd mit Gunther jugendliche Männlichkeitsrituale probiert, aber Gunther war dazu nicht aufgelegt. Beeindruckend war, wie „hautnah“ Andreas Schager bei seiner Rückkehr zum Brünnhildenfelsen die Wirkung des Tarnhelms simulierte, stimmlich mit leicht angedunkeltem baritonalem Ton – in den Bewegungen stockend, seinen jugendlichen Überschwang einbremsend. Das Schwert, das Siegfried dann als moralische Wacht zwischen sich und der seelisch gebrochenen Brünnhilde auf der Lagerstätte aufpflanzt, wollte zuerst nicht stecken bleiben und kippte zur Seite – ein bezogen auf die Handlung aussagekräftiger Lapsus.
Zwar hat Schagers Siegfried im zweiten und dritten Aufzug nicht mehr ganz diese Intensität erreicht, die er der Figur im Zustand adoleszenter Naivität verliehen hat, aber Siegfried ist nach dem Genuss von Hagens Trank auch ein „anderer“ geworden…
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Dominik Troger/ www.operinwien.at