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WIEN/Staatsoper : Giacomo Puccini TOSCA

Mimi im Palazzo Farnese

01.12.2019 | Oper

Foto: Wr.Staatsoper

WIEN/Staatsoper
Giacomo Puccini  TOSCA
Am 30. November 2019
Kurzbericht von P.Skorepa

 

Mimi im Palazzo Farnese

 

„Mario, Mario, Mario“ tönt´s besorgt und ängstlich aus dem Off, die junge und attraktive Debütantin aus St. Petersburg hat es eilig, auf die Bühne der Wiener Staatsoper zu kommen aus Sorge um ihren malenden Liebhaber. Evgenia Muraveva sieht ihrem Debüt entgegen, ohne noch ihr durchaus gutes und angenehm klingendes Material technisch so final im Griff zu haben, dass sie die Aufregung um den Auftritt auf dieser Bühne auch zu beherrschen vermag. Vieles tönt zu tief gesungen, der Zielton in ihrer Schilderung der Mordszene, ein gefürchtetes hohes „C“, hinkte in der Notenskala um einiges nach. Und ihrem Gebet zum Beispiel fehlt es zwar nicht an gutem Studium, jedoch noch an notwendiger gesanglicher Empathie, den Zuhörer in die dargestellte Situation zu versetzen. Wird alles kommen mit der Zeit, muss aber eine internationale Karriere von der nur wenig bekannten Kammeroper von St. Petersburg gleich als nächsten Schritt einen Olymp des Operngesanges, den der Wiener Staatsoper erklimmen? Quasi als Mimi in den Palazzo Farnese. Es hört sich jedenfalls nach guter Vernetzung an.

Jedenfalls hatte sie es, wie schon gesagt, eilig auf die Bühne zu ihrem Maler zu kommen. So eilig, dass sie auf Schleier oder Hut verzichtete. Und das wäre ein No-Go für Kirchenbesuche in jenen Zeitläufen  gewesen, Zeiten die gerade in diesem Libretto und in dieser Inszenierung so minuziös wiedergegeben sind.

Ihr Debüt der Diva hatte Frau Muraveva zwischen zwei stattlichen Mannsbildern – männlichen Diven der Opernszene sozusagen – zu verbringen: Einem Stierkampf fast ähnlich im Palazzo Farnese, wenn der streitbare Künstler und der adelige Polizeichef einander wutschnaubend – fast berührt ein Kopf den anderen Kopf – gegenüber stehend sich gesanglich bekriegen. Der Baron Scarpia des Bryn Terfel in Hochform an diesem Abend, vom achtungsgebietenden Auftritt über das Te Deum bis hin zu den bizarren Szenen mit Tosca.

Und der Cavaradossi des Maltesers Joseph Calleja mit seinem, wie immer anfänglich mit einem starken Vibrato durchsetzten aber durchsetzungsfähigen Tenor. Dazu ein etwas kraftmeierischer Belkanto statt feiner Lyrismen, die leider nur ein wenig in seiner Arie heraus zu hören waren. Der Ruf nach einem Da capo blieb aus.

Unter einem, mit stilsicher eingesetzter Energie und ohne Partitur energische Zeichen setzendem Marco Armiliato blieb das Staatsopernorchester nichts an handlungsmäßiger Prägnanz und enormen dynamischen Entladungen schuldig.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ensemblesänger wegen des bevorstehenden Direktionswechsels ausdrücklich auf ihre Leistungen hinweisen wollen, geht doch das Gerücht um, dass die neue Direktion sich vertragliche Änderungen – soweit natürlich vertraglich auch zulässig – vorbehält. In diesem Sinne legte Ryan Speedo Green einen perfekt fliehenden Angelotti hin, Alexandru Moisiuc einen, seinem verstorbenen Rollenvorgänger Alfred Sramek nacheifernden Mesner und sahen wir auch einen ganz perfekt unter dem Hieb Sacrpias auf den Teppich stürzenden Spoletta von Wolfram Igor Derntl.

P.Skorepa

 

 

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