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WIEN/ Staatsoper: Gastspiel Monte Carlo: GIULIO CESARE IN EGITTO. Ich fürchte, daß dieses Werk uns heute nichts mehr zu sagen hat.

WIEN/ Staatsoper/ Gastspiel Monte Carlo: GIULIO CESARE IN EGITTO am 8.7.2024

Ich fürchte, daß dieses Werk uns heute nichts mehr zu sagen hat. Die Gründe sind vielfältiger Art: Einer mag unsere Unkenntnis sein betreffend die Allegorien, Sitten und Gebräuche, zu Händels Zeit für die Mehrzahl der Besucher leicht zu identifizieren. Ein weiterer, daß danach der Reformer Gluck, Mozart und die Großen des 19. Jahrhunderts folgten, eine Abfolge von recitativo und Arie unsere Aufmerksamkeit nicht mehr zu fesseln vermag.

Ein dritter, daß uns die Stars aus Händels Tagen, die Kastraten, abhanden gekommen sind. So grausam uns die Praktiken, die zu deren Hervorbringung vonnöten waren, dünken: Zwischen dem Gesang dieser bewunderten Männer und dem zumeist kraftlosen Ton, den wir heute von den Falsettisten zu hören bekommen, liegen Welten….

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» Giulio Cesare in Egitto «, 2. Akt: Cecilia Bartoli (Cleopatra), Carlo Vistoli (Giulio Cesare) und das Ensemble beim » Captain’s Dinner « in Davide Livermores Inszenierung. Foto: Marco Borrelli

….Die Epoche stimmlichen Prunks um des Prunkes willen ist, will mir scheinen, hinabgesunken in das Reich der ewigen Nacht. Stundenlange Konzentration auf Koloraturarien füllt keine Häuser mehr; — schon gar nicht ohne jene ersten Sänger, welche Händel zur Hand hatte. Gesellen sich dann auch noch der eine oder andere Bruch des musikalischen Flusses hinzu wie an diesem Abend, lauert die Langeweile unter dem Sperrsitz.
Doch welch ein Glück, daß es damals in Ägypten bereits Luftballons gab.

 

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Thomas Prochazka/www.dermerker.com

 

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