Wien: „FIN DE PARTIE“ Vor diesem Endspiel muss sich niemand fürchten
Georg Nigl, Philipp Sly. Foto: Wiener Staatsoper/Sofia Vargaiova
16.10.2024 „Fin de partie“, Staatsoper,Premiere „Endspiel“ in der Wiener Staatsoper?
Nein, keine Sorge, die Direktion darf noch ein paar Jahre lang weiter ihrer Arbeit nachgehen. Gemeint ist die Oper „Fin de partie“, die der Komponist György Kurtág nach dem gleichnamigen Theaterstück von Samuel Beckett gefertigt hat. Die Uraufführung ist 2018 in Mailand über die Bühne gegangen, jetzt folgte die Österreichische Erstaufführung.
Samuel Becketts „Endspiel“ passt in Zeiten dystopischer Zukunftsvisionen. Bei seinem „postapokalyptischen Humor“ müsste einem aber das Lachen im Halse stecken bleiben, wie man so sagt. Nun gab es an diesem Premierenabend in der Wiener Staatsoper weder viel zu lachen noch zu weinen, vielmehr stach einem sofort die Unproportionalität der ganzen Aufführungssituation ins Auge: auf der Bühne ein Kammerspiel, vier Personen in einem Raum, sehr statuarisch verortet,. davor das große Orchester, das sich textbegleitend und textauslotend einer „vokalen Kammermusik“ verschrieben hat…
Hilary Summers, Charles Workman. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
…Der Schlussbeifall nach knapp eindreiviertel, pausenlosen Stunden blieb unter zehn Minuten, schien mir mehr freundlich als enthusiastisch. Bei der Premiere von „Animal Farm“ in der letzten Saison war es ähnlich – wobei ich Kurtágs Opus insgesamt als interessanter bezeichnen würde, „Animal Farm“ als musiktheatralisch überzeugender. Schon am Beginn der Vorstellung war das Haus nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, am Schluss gab es ein paar leere Plätze mehr – wobei sich die Abwanderung während der Vorstellung in überschaubaren Grenzen gehalten hat. Ob das bei Folgevorstellungen auch so sein wird?
Regisseur und Ausstatter Herbert Fritsch nahm den Applaus in der Mülltonne Naggs entgegen, aus der er frohgemut seinen Kopf streckte. Aber nachdem er für seine Inszenierung vom Publikum mit keinen Buhrufen bedacht wurde, ließ sich diesem Scherz keine „höhere Symbolik“ abgewinnen.
http://www.operinwien.at/werkverz/kurtag/afindep.htm
Dominik Troge/ www.operinwien.at