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WIEN/ Staatsoper: FIDELIO verpuppt! Premiere

16.12.25: Verpuppter  „Fidelio“, Staatsoper, Premiere am 16.12.2025

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Foto: Youtube

Das Aussortieren bewährter Produktionen an der Wiener Staatsoper geht munter weiter. Jetzt hat es den Otto Schenk’schen „Fidelio“ erwischt. Nikolaus Habjan durfte mit seinen Puppen Beethoven an die Hand gehen. Das Ergebnis war nicht frei von Banalitäten und hat vor allem eine Frage aufgeworfen: Sollte es im „Fidelio“ nicht zuallererst um Menschen (!) gehen?

Aber das ist Theater, wird man jetzt sagen – und Nikolaus Habjan arbeitet eben mit Puppen. Doch den im Kerker darbenden Florestan als Puppe zu zeigen und den Sänger schwarz gekleidet daneben zu stellen, damit er dieser Puppe (!) seine Stimme leihe, entpersonalisiert die Bühnenfigur. Florestan als Puppe ist eine Verniedlichung seines kreatürlichen Aufschreis mit dem Beethoven Kerkerschmerz und Befreiungsvision beschwört. Sie enthebt den Sänger und das Publikum des Mitgefühls.

Welchen Mehrwert haben dann also diese beiden Puppen? (Habjan hat sich glücklicher Weise auf eine Leonoren- und eine Florestan-Puppe beschränkt.) Bedarf der „Fidelio“ einer Abstraktionsbene? Bedürfen Leonore und Florestan überhaupt eines Alter Egos? Lenken diese Puppen nicht vor allem ab? Entziehen sie nicht den beiden Bühnenfiguren die Aufmerksamkeit des Publikums? Wurde es im kleinen Bühnenkerker dann nicht schon fast zu eng vor lauter Personal: Rocco, Pizarro, Florestan, Leonore, die Puppen, die Puppenspieler? Und diese beiden Puppen waren nicht von der Bühne zu kriegen, drängten sie sich wie ein Fremdkörper in diesen jubelnden Aufschrei zweier Menschen (!!): „Oh namelose Freude!“…

…e Missfallensbezeugungen für die Regie hielten sich in Grenzen, waren zum Teil auch zu schwach, um zur Bühne durchzudringen. Die kräftigen Buhrufer im Stammpublikum hatten es offenbar vermieden, sich diese Premiere anzutun. Der Schlussapplaus brachte es auf zehn oder elf Minuten – und das hat in Anbetracht der mangelnden Premierenqualität dieses neuen „Fidelio“ dann doch überrascht. Aber vielleicht ist man letztlich auch dafür dankbar gewesen, dass die Oper szenisch nicht bis zur „Unkenntlichkeit“ entstellt worden ist. Dafür gibt es inzwischen ja genug Beispiele – auch an der Wiener Staatsoper.

http://www.operinwien.at/werkverz/beethov/afidelio20.htm

Dominik Troger/ www.operinwien.at

 

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