WIEN/ Staatsoper: FIDELIO – Fassung von 1805. Premiere am 1.2.2020
Diese Produktion ist durchgefallen. Und diesmal lag es, um Jean Cocteau zu paraphrasieren, nicht am Publikum. Das szenische und — zu einem großen Teil auch sängerische — Debakel kennt zwei Verantwortliche: Amélie Niermeyer und Dominique Meyer.
Zum ersten Niermeyer, weil sie der Erstfassung des Fidelio ihre Sichtweise auf die Welt überstülpte, ohne sich um die Intentionen Joseph Sonnleithners und Ludwig van Beethovens zu bemühen. Und zum zweiten Meyer, der nicht nur Niermeyer auswählte, sondern auch eine Sängerriege, welche zum überwiegenden Teil mit ihren Partien überfordert waren. Bei Meyer kommt noch hinzu, daß er — wider besseres Wissen — nicht müde wurde zu betonen, »dass es gerade in Wien berechtigt ist, die Urfassung zu spielen«.1 Er versprach dem Publikum die Fassung des Fidelio aus dem Jahr 1805 und setzte ihm anstelle dessen eine mediokre »Regietheater«-Fassung vor…
…Diese Dummheiten (noch dazu in den häßlichen Alltagskostümen von Annelies Vanlaere) waren dann sogar dem meistens wohlgesonnenen Premièren-Publikum zuviel des Schlechten.
Jaquino wird zudringlich. Jörg Schneider und Chen Reiss. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Dieser Abend, nehmt nur alles in allem: eine Zumutung.
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Thomas Prochazka / www.dermerker.com