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WIEN/ Staatsoper: FIDELIO

243. Aufführung in dieser Inszenierung

27.04.2019 | Oper


Brandon Jovanovich. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

26.4. 2019: Fidelio“ 243. Aufführung in dieser Inszenierung (seit 1970, nunmehr „nach der Otto-Schenk-Inszenierung und Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen“)

Wenn Beethovens „Große Rettungs-Oper“ mit Adam Fischer am Pult des Staatsopern-Orchesters steht, ist auch dies Garantie dafür, daß er den Zuhörer mit dem ganzen Furor und der Wucht der 3. Leonoren-Ouvertüre bis ins Mark hinein trifft! Mit einem spontanen Aufschrei des Auditoriums geht es dann geradewegs weiter in die Ziel-Gerade des Jubel-Finales….

In seinem Glückwunsch-Lob zum 150.Geburtstag des Hauses am Opern-Ring bemerkte Adam Fischer bescheiden „…es hat 50 Jahre in meinem Leben eine zentrale Rolle gespielt!… Mehr Zuneigung läßt sich wohl nimmer in Worte fassen, nachdem er seinen Wirkungskreis im historischen Opernhaus in Budapest an der Andrassy ut. aus persönlichen politischen Gründen total eingestellt hatte. Im MUPA, dem „Palast der Künste“ hat er mit vielen halb-szenischen Wagner-Aufführungen unter seiner Leitung das Publikum aus nah und fern außerordentlich beeindruckt und damit gezeigt, was dort alles an Opern in diesem Konzert-Raum ebenfalls möglich ist.

Maestro Adam Fischer versteht es wie derzeit wohl kaum ein Zweiter Hörer schon am Fidelio-Beginn mit einem Singspiel-Ton zu überraschen, der eine beinahe zärtliche Mozart-Klangfarbe aufweist. Erst langsam und behutsam nimmt das Werk aus der Idylle Fahrt auf und läßt die ganze Dramatik der Macht des Schicksals hören und spüren.

Zuvor geben die häuslichen Szenen nur die Folie dafür her. Das nette Paar Marzelline und Jacquino, Chen Reiss und – neu für mich –Michael Laurenz fügen sich da trefflich ein. Wolfgang Bankl als Vater Rocco hat mit diesem Rollen-Debüt erfreulicherweise seine frühere gute Form wieder gefunden – (die hatte der Herr Kammersänger einspringenderweise für Peter Rose als Ochs im 1001. „Rosenkavalier“ hörbar etwas verloren gehabt…)

Ob Anne Schwanewilms mit der Fidelio-Partie ein „war horse“ in ihrem Repertoire haben wird, läßt sich derzeit nicht beurteilen. Sie ist mehr Lyrikerin und der zarten Farben mächtig als eine klassische Heroine. Sie wirkt zerbrechlich, ihr fehlt es an Kraft und Ausdruck auch in der Prosa. Der Prüfstein jeder Leonore ist und war es ebenso bei ihr, das an Don Pizarro (Thomas Johannes Mayer) gerichtete „Abscheulicher, wo eilst du hin…“ Es besaß Emphase, doch wo blieb die Durchschlagskraft?

Mit Spannung wurde Brandon Jovanovichs Florestan erwartet, der „Universalist“ ist in vielen Rollen und ebenso fremden Opern-Sprachen bestens im Sattel. Im dunklen Kerker hingestreckt wie das Bild eines Schmerzensmannes, überraschte seine wütende Kraft an Auflehnung gegen sein Schicksal sowie – „Gooott!“. Keinerlei körperliche Schwäche oder Bresthaftigkeit war hörbar oder zu spüren, die Stimme tönte voll und vor allem sehr klangmächtig. Ein jedoch stimmlich etwas anderes Rollenportrait als sonst bei diesem Werk gewohnt…

In der Szene der das Sonnenlicht preisenden Gefangenen brillierten fein abgestimmt die Chor-Mitglieder, in den Jubel-Schluß-Chor, stimmten ebenso die Damen ein. Wenn ich mich nicht täusche, so haben sich im Staatsopern-Chor auch Veränderungen in Bezug auf neues frisches Blut ergeben, da waren etliche neue Gesichter zu entdecken.

Die elektrisierende Wirkung und vor allem die fiebrige Höchst-Spannung, die Adam Fischer am Pult ins Orchester einbringen konnte, war nicht nur für mich eine emotionale Herausforderung. Die „Philharmoniker“ spielten „wie die Götter“ in allen ihren Instrumenten-Gruppen. Zum Schluß prasselte der jubelnde Beifall nur so auf sie und den Maestro nieder. Bei Solisten gab es zum Teil leichte Zurückhaltung (und für Don Pizarro von einem Einzelnen erstaunlicherweise – wütende Ablehnung). Der seriöse Don Fernando von Clemens Unterreiner als Comprimari und treues Ensemble-Mitglied soll nicht unerwähnt bleiben.

Norbert A. Weinberger                             

 

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