Staatsoper 21.Juni 2024 FALSTAFF am 21. 6.
Bei tropischen Temperaturen – auch im Zuschauerraum – eine gelungene Vorstellung.
Slávka Zamecnikova (Nannetta), Isabel Signoret (Meg Page), Roberta Mantegna (Alice Ford) und Monika Bohinec (Mrs. Quickly).Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Mein Hauptinteresse war: wie wird Luca Salsi das machen…Sehr gut. Stimmlich schneidet er von allen Solisten am besten ab. Salsi hat den echten italienischen Stimmsitz (impostazione…), versteht sich aufs Legato und beherrscht auch das parlando, auch wenn er timbremässig mit einigen seiner Vorgämger nicht ganz mithalten kann. Er erinnert ein wenig an den unübertroffenen Giuseppe Taddei, nur der hatte viel mehr Zwischentöne und konnte auch besser falsettieren. Der war auch im Spiel nie gewöhnlich. Norbert Ernst war der stimmlich beste Dr Caius, den ich gesehen habe, der wird halt meist von schon kaputten oder von Haus aus unschönen Stimmen gesungen. Roberta Mantegna eine solide, intonationssichere Alice.. Ihr Timbre ist eher neutral. Monika Bohinec hat eine kolossale Tiefe und gute Höhe; für eine erstklassige Quickly sollte sie mehr Farbe und Volumen in der unteren Mittellage haben. Wenn man noch die Stimmen von Simionato, Resnick und vor allem Oralia Dominguez im Ohr hat oder Aufnahmen von Fedora Barbieri kennt….Das Liebespaar war anständig besetzt, Zlavka Zamecnikova mit ihrer klaren Stimme, der aber ein wenig mehr Feinheit und mehr Mezzavoce gut tun würde. Hiroshi Amako ein braver Fenton, auch er sollte sich um ein auf dem Atem fundiertes Mezzavoce kümmern; bei den Szenen Nanetta mit Fenton habe ich mich an die Falstaffaufführungen in der Volksoper mit dem grossartigen Berndt Weikl erinnert, da sangen Arona Bogdan und Dario Schmunck ein viel „schöneres“ Liebespaar…. Boris Pinkhasovich hat ein bedeutendes Stimmmaterial, er legt manchmal richtig los, aber mir fehlte es etwas in der Phrasierung. Isabel Signoret ist eine recht gute Meg. Ilja Kazakov ein stimmstarker Pistola, A.Giovannini sang den Bardolfo
Thomas Guggeis hat eine hervorragende Schlagtechnik, er gibt fast alle Einsätze, hat aber wie die meisten jungen Dirigenten einen Zug zum Schnellen. Da gab es in den Szenen, wo die Bühne nicht offen ist, weniger Probleme, aber bei offener Bühne wird der Text durch die anderen akustischen Bedingungen zum Teil schlecht verständlich, und gerade bei diesem Werk sollte man den Text verstehen können…Schlussfuge…. war im Tempo rekordverdächtig.
.Die Inszenierung von Marco Arturo Marelli tut nicht weh. Mich wundert aber, dass die Preise in einem so schäbigen Beisel so teuer wären, wie Falstaff meint , Die komischen Bewegungen von Mrs Quickly verstehe ich auch nicht zu deuten. Die casa Ford auf offener Bühne?? ..und im Park, wo von der „Quercia“ die Rede ist, hätten mir Laubbäume besser gefallen als ein Tannenwald. Zur Pause gab es relativ schwachen Beifall, am Ende meiner Meinung nach etwas zu kurzer Applaus, der nur sehr mühsam ein bisserl gestreckt werden konnte. Alles in Allem eine schöne Vorstellung.
alcindo