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WIEN/ Staatsoper: FALSTAFF

Die ganze Welt ist Spaß

28.06.2018 | Oper


Olga Bezsmertna, Andrea Carroll, Monika Bohinec und Margaret Plummer. Copyright: Wiener Staatsoper/ Ashley Taylor

WIENER STAATSOPER: FALSTAFF: Die ganze Welt ist Spaß. Vorstellung am 27.6.2018

Von Manfred A. Schmid

Tutto nel mondo e burla – Die ganze Welt ist Spaß. So kurz und treffend lautet der Text des Abschlusschors in Giuseppe Verdis Oper „Falstaff“. Wenn die ganze Welt Spaß ist, dann aber ist der größte Spaß in der Welt der Musik unbestritten dieses wundersam-einzigartige Alterswerk des fast 80-jährigen Verdi. Der Meister hat den „Falstaff“, wie er betonte, für sich selbst geschrieben, zu seinem eigenen Vergnügen. Aber das Vergnügen, das er beim Komponieren empfunden hat, überträgt sich direkt auf all diejenigen, die sich als Gesangssolisten, Chormitglieder und Orchestermusiker auf dieses Meisterwerk einlassen. Davon konnte man sich bei der jüngsten Vorstellung dieses Werks (Premiere Dezember 2016)erneut überzeugen. Mehr noch: Dieses Vergnügen überträgt sich geradezu nahtlos auch auf das Publikum. Selten sieht man so entspannte, glückliche und frohgemute Gesichter im Haus am Ring. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wieviele tragische Schicksale voll Leid und Pein wir im Repertoirealltag im Laufe eines Jahres auf der Bühne präsentiert bekommen.Und wie wir dabei – und gerne – mitleiden und mitfühlen. Mit der Tosca, Mimi, Butterfly, dem Werther und mit Romeo. Aber gegen Saisonende mit dem sprühend heiteren „Falstaff“ beglückt zu werden, noch dazu in einer so stimmigen Inszenierung (David McVicar) und in musikalischer wie darstellerischer Hochform, ist schon etwas Besonderes: So kann der Sommer beginnen!

Ambrogio Maestri in der Titelpartie ist das Kraft-Zentrum der Aufführung. Bei aller Lächerlichkeit bleibt sein Falstaff stets ein charmanter, liebenswerter Kauz, komisch und tragisch zugleich, verwandt ein bisschen mit dem Ochs im „Rosenkavalier“. Maestris internationaler Durchbruch war 2001, seit damals gilt er als der derzeit gefragteste Falstaff weltweit. In Wien ist der Bariton auch als Don Pasquale in der gleichnamigen Oper ein sehr geschätzter Gast und wird in dieser Paraderolle schon im Herbst wieder am Ring auftreten.

Stimmlich hervorragend disponiert und von unbändiger Spielfreude zeigen sich auch die gewitzten Frauen von Windsor, Olga Bezsmertna (Alice Ford), Monika Bohinec (Mrs.Quickly) und Margaret Plummer (Meg Page), die nicht nur Falstaff eine lehrreiche Abreibung verpassen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat, sondern die auch ihre eifersüchtigen Männer, allen voran Christopher Maltman  als Ford, bloßstellen und der Lächerlichkeit preisgeben.


Andrea Carroll und Jigxhu Xiahou. Copyright: Wiener Staatsoper/ Ashley Taylor

Andrea Caroll als Nannetta (etwas verhalten) und Jinxhu Xiahou als Fenton sind die jungen Verliebten, die mit Hilfe der geschickten Windsor-Frauen Fords Heiratsplan doch noch abwenden können und ein Paar werden. Abgerundet wird die starke Ensembleleistung dieses Abends durch Herwig Pecoraro und Ryan Speedo Green als komödiantisch gut gelauntes Dienerpaar des Sir John Falstaff, und Benedikt Kobel als Dr. Cajus.

Dirigent James Conlon sorgt mit Umsicht dafür, dass trotz vieler geradezu übermütiger Passagen und karikierender Einwürfe die Grazie und Anmut der Partitur nicht zu kurz kommt. Im Staatsopernorchester und im Staatsopernchor hat er dabei kundige Erfüllungsgehilfen zur Hand. Die Ensemblesätze zu den jeweiligen Aktschlüssen, besonders die meisterhafte Fuge als versöhnlicher und mild lächelnder Ausklang, geraten famos. So kann, wie gesagt, der Sommer beginnen. Und man freut sich doch schon wieder auf den Herbst.

Manfred A. Schmid

 

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