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WIEN/ Staatsoper: FALSTAFF

Verdi und Shakespeare können glücklich aus dem Künstlerhimmel lächeln

25.06.2018 | Oper


Ambrogio Maestri. Copyright: Wiener Staatsoper /Ashley Taylor

Wiener Staatsoper:  „FALSTAFF“ am 24.6.2018

Verdi und Shakespeare können glücklich  aus dem Künstlerhimmel lächeln.

 Ein schönes Bühnenbild erfreut nach dem Aufgehen des Vorhangs nicht nur das Publikum, sondern sicher auch den Maestro am Pult. Positiver kann eine so schöne Vorstellung nicht beginnen. Es geht einem nach so vielen unpassenden Bühnenbildern zuvor tatsächlich das Herz auf.

Der Falstaff ist die Rolle des Ambrogio Maestri. Natürlich ist er auch im „seriösen“ Fach, sowie in anderen Buffopartien Spitzenklasse, aber der Falstaff ist sicher die Krone aller Dinge. Die Stimme fließt perfekt, die Falsettpiani waren hin und wieder etwas unsauber, vielleicht Absicht? Aber dass ist schon Läusesuchen. Dass er dieses sympathische Schlitzohr wunderbar spielt liegt schon in der figürlichen Ausstrahlung. Allgemein gesanglich strotzt diese Stimme voll Volumen und Kraft und ist allererstes Niveau.

Neu in dieser Serie, wie viele andere an diesen Abend, war Christopher Maltman als Ford. Eine ausgezeichnete Studie des eifersüchtigen und biederen Ford, der als Signor Fontana ein beeindruckend schönes Solo sang. Auch beweglich und gut im Spiel. Auf seine Rigolettos kann man sich schon jetzt freuen. Jinxu Xiahou konnte bei seinem Fenton voll mit schönem Timbre und bestem Singen überzeugen. Wunderbar das Arioso, dass ja kein applausfreudiges Ende hat und vom Sopran gebrochen wird. Auch darstellerisch wurde er gut in die Regie angepasst.  Seine Schwiegermama in spe, Alice Ford, wurde Olga Bezsmertna erfolgreich anvertraut. Mit feiner lyrischer Stimme und großer Musikalität singt sie ihre schönen großen feinen Pianophrasen, eine reine Freude. Das zweite lustige Weib in der Damenriege, Mrs. Quickly,  sollte eine Paraderolle für Monika Bohinec werden. Stimmlich ist bis zur Megatiefe bei „Referenza“ alles vorhanden, köstlich in der schauspielerischen Umsetzung und größte Musikalität bei den schwierigen Fugen. Andrea Carrolls  Nannetta gelang absolut gut, sowohl musikalisch als auch darstellerisch. Ein entzückendes Pärchen die Beiden, Fenton und Nannetta. Viel schöne Stimme hörte man auch von Margaret Plummer als „la bella Meg“, die Dritte im feministischen Bund. Ryan Speedo Green als Pistola zeigte Witz und gewann mit Hilfe einer Perücke ungeheuer an Bühnenwirksamkeit. Immer schon mit dabei neben dem Falstaff Darsteller war  Benedikt Kobel, frisch gebackener Kammersänger als schmieriger Dr. Cajus, der Wunschschwiegersohn von Ford. Man kann die Damenwelt verstehen, die mit dieser Wahl nicht einverstanden ist. Köstlich ist der komische und tollpatschige Bardolfo des Herwig Pecoraro. Als Braut von Cajus ist er ganz besonders „süüüüüüüüüüüüüß“. Ein echter „Profi“ in dieser herrlichen Komikpartie! 

Als Page Robin ist der entzückende Emil Lang zu sehen und Doll Tearsheet wird von Waltraud Egger gut gespielt.

Der Chor spielte ambitioniert, sang wunderbar, Martin Schebesta kann sehr zufrieden sein.

Am Pult leitete James Conlon flott, spritzig und sehr präzise das glanzvoll spielende Orchester und hatte auch die Bühne gut im Griff, rücksichtsvoll und nie zu laut.

Die Arbeit von David McVicar ist so hervorragend wiedergegeben,  Bravo an das Regieteam, das hinter der Bühne an Hand des guten Regiebuches werkte. Ein Extralob an die Maske!.

Der Applaus war freundlich und viel zu kurz. 

Elena Habermann

 

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